Abfälle benötigen Einfälle

Chacko Jacob
kanthari Catalyst

Taka” bedeutet Abfall und “kazi” bedeutet in Suaheli Arbeit oder Beschäftigung. Zusammen wird es zu einem Namen einer Organisation, die von Emmanuel Mriu, einem kanthari Absolventen von 2015 gegründet wurde. 

Im Februar diesen Jahres gingen unsere beiden Katalysatoren Chacko und Riya auf Reisen, mit dem Ziel, kanthari Projekte in Ost Afrika, in Tansania, Kenia, Uganda and Ruanda zu besuchen. Hier ein erster Artikel: 

"So etwas wie 'weg' gibt es nicht. Wenn wir etwas wegwerfen, muss es irgendwo hingehen" - Annie Leonard

 

Mombassa, Januar, 2022

Auf dem Weg zur Mwakirunge-Mülldeponie fuhren wir in bunt bemalten Fahrradtaxis über staubige Strassen. Die Zeichen der Dürre waren allgegenwärtig. Misslungene Mais- und andere Getreideernten, kahle Kokospalmen, tote Bäume mit blattlosen Ästen… Allerdings wurden wir schnell von dem Elend der Trockenheit abgelenkt, als unsere Lungen sich mit Gestank und Rauch vollsogen. Da wir noch nie eine Mülldeponie besucht hatten, hatten wir nicht erwartet, dass es so lebhaft zugehen würde. Mwakirunge, die größte Deponie (60 Hektar), die offiziell für die Abfälle der Stadt Mombasa vorgesehen ist, birgt ein Habitat für mehr als 500 Menschen. Als wir auf einen der größeren Müllhaufen kletterten, bot sich uns ein grauenhafter Anblick. Reihen von Lastwagen mit Abfällen, die kein Ende nahmen. Auf allen Lastwagen saßen junge Männer auf den Dächern der Kabinen. Sobald der gemischte Müll – von Polyethylenbeuteln bis hin zu Fleischabfällen – auf den Boden fiel, kamen Menschen aller Altersgruppen und durchwühlten den Abfall nach Brauchbarem. Abseits der Lastwagen sahen wir Kinder in ihren Schuluniformen, die den Müll nach etwas zum Spielen oder Essen durchsuchten. Überall brachen Feuer aus, die beißenden Rauch freisetzten. Während uns das Atmen schwer fiel, schien es für Emmanuel ein ganz normaler Tag zu sein.

Frauen Power

Das Ziel Emmanuels ist die Umwelt zu schützen. Dabei konzentriert er sich auf Recycling und er möchte in seinem Dorf Arbeitsplätze schaffen. Seine Plastiksammler auf der Mülldeponie trennen die verschiedenen Kunststoffabfälle, und es werden Lastwagen angemietet, um sie in die Takkazi-Werkstatt zu bringen.

Bei Takkazi arbeiten etwa 9 Personen aus der Gemeinde, hauptsächlich Frauen. Das hat Gründe, denn Männer in dieser Gegend haben kaum Interesse an einer regelmäßigen Arbeit und zusätzlich gibt es viele alleinerziehende Mütter.

Die Arbeiterinnen sortieren die Kunststoffe nach unterschiedlicher Dichte und Farbe. Anschließend zerkleinern sie den Abfall mit Macheten und anderen Werkzeugen, damit die Maschine ihn verwerten und weiter zerkleinern kann. Die Kleinsteile werden dann an einen Dritten weitergeleitet, der sie zu Konsumgütern verarbeitet. Für die Zukunft plant Takkazi die Anschaffung eines Pulverisierens und eines Extruders, die es ermöglichen werden, einen größeren Teil der Wertschöpfungskette zu erfassen und dadurch mehr Arbeitsplätze zu schaffen und einzigartige Produkte aus Kunststoffabfällen herzustellen, wie z. B. Leitungen für Tropfbewässerung, die in der durstigen, aber Wasserarmen Landwirtschaft eingesetzt werden können.

Aus den Augen, aus dem Sinn

Bei unserer weiteren Tour durch den Osten Afrikas dachten wir oft an das Bild der Mülldeponie, das sich in unsere Köpfe eingebrannt hat. Zu Hause in Indien klopfen wir uns selbst auf die Schulter, wenn wir unseren Müll in eine Tonne werfen und nicht achtlos in die Landschaft kippen. So brauchen wir nicht weiter darüber nachdenken. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Mülldeponien gibt es seit über 5’000 Jahren. Es ist an der Zeit, sich von diesem dunklen Erbe zu lösen. Und dazu brauchen wir konzentrierte Anstrengungen aus allen Bereichen und mehr Organisationen, wie Takkazi.

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