Kenneth Gitari reflektiert darüber, wie die Geschichte seines Vaters, der die Kinderarmut überwunden hat, ihn dazu inspirierte, sein Leben der Unterstützung von gefährdeten Kindern zu widmen. In diesem Blogbeitrag teilt er die transformative Reise des jungen Chris und seiner Familie in Kisumu, Kenia, während sie trotz der Herausforderungen der Armut für eine bessere Zukunft kämpfen. Um mehr über Kenneths Antrieb, in seiner Gemeinschaft etwas zu bewirken, zu erfahren, lesen Sie weiter:
Das Vermächtnis eines Vaters: Der Funke, der meine Leidenschaft entfachte
Die Geschichte meines Vaters hallte immer wieder in meinen Ohren und prägte meine Sicht auf die Welt. Er sah einmal ein Straßenkind und sagte: “Ich sehe mich selbst in diesem Jungen.” Er erzählte, wie seine Mutter starb und ihn als Halbwaise in einer polygamen Ehe zurückließ. Schließlich wurden er und seine beiden Geschwister auf die Straße gesetzt. Er beschrieb die harte Realität der Kinderarmut. Doch er hatte das Glück, dem Kreislauf der Armut zu entkommen, nachdem er einen Platz an einem staatlichen College bekommen und später eine Anstellung als Beamter gefunden hatte. Die Geschichte meines Vaters inspirierte mich dazu, gefährdete Kinder in unserer Gesellschaft zu unterstützen.
Von der Theorie zur Praxis: Mein Weg als Sozialarbeiter
Im Jahr 2013, zwei Jahre nach Abschluss meines Sozialarbeitsstudiums, bekam ich einen Job bei einer Kinderhilfsorganisation und begann in Kisumu, Kenia, als Sozialarbeiter zu arbeiten. Es war eine aufregende Gelegenheit. Davor hatte ich bereits zwei Jahre in den informellen Siedlungen von Nairobi gearbeitet, um Straßenkinder zu retten, zu rehabilitieren und wieder einzugliedern. In dieser Zeit traf ich einen Chief aus einem Nachbarbezirk in Siaya, der mich auf einen Fall eines gefährdeten Kindes aufmerksam machte.
Chris’ Geschichte: Ein Einblick in ein Leben voller Schwierigkeiten
Sein Name war Chris (Name geändert), damals 10 Jahre alt. Er war nicht zu Hause, als ich ankam, sondern war damit beschäftigt, zwei Rinder auf den Feldern zu hüten. Es war ein Dienstag, ein Schultag. Chris war das drittgeborene von sechs Geschwistern. Seine ältere Schwester, die 18 Jahre alt war, hatte die Schule bereits abgebrochen und das Haus verlassen, um als Kindermädchen zu arbeiten. Die zweitgeborene Schwester lebte bei einer Tante väterlicherseits in den weitläufigen Slums von Mathare in Nairobi.
Ein Zuhause voller Herausforderungen: Die harten Realitäten der ländlichen Armut
Chris’ Familie lebte in zwei winzigen, mit Lehmwänden versehenen, strohgedeckten Häusern, die relativ neu wirkten, sowie in einer Küche, die auch als Chris’ Zimmer diente. Während ich auf Chris wartete, fragte ich nach dem Hintergrund seiner Eltern. Chris’ Vater, Herr Dennis A. Orwenyo, war in eine Bauernfamilie im selben Dorf geboren worden, in dem sie lebten. Er hatte die Grundschule abgeschlossen, konnte jedoch aufgrund fehlender Schulgebühren seine Ausbildung nicht fortsetzen. Er besaß Schuhmacherfähigkeiten und arbeitete als Schuster an den Straßenrändern in den Slums von Mathare. Außerdem betrieb er Subsistenzwirtschaft und baute Maniok und Mais an. Chris’ Mutter, Jackline Atieno, war in einem Nachbarbezirk geboren und hatte die Grundschule kaum abgeschlossen.
Träume und Frustrationen: Der Wunsch eines Jungen nach einer besseren Zukunft
Chris kehrte schließlich kurz vor Sonnenuntergang nach Hause zurück. Er äußerte seine Frustration über das Leben zu Hause und seinen Wunsch nach einer besseren Zukunft. Er sprach gut und teilte seinen starken Wunsch, die Schule zu besuchen, da er das Gefühl hatte, dass seine Eltern die Bildung nicht wertschätzten. Chris hatte einen Großteil seines Lebens in Nairobi verbracht und die fünfte Klasse der Grundschule erreicht. Sein Vater erzählte mir jedoch, dass Chris undiszipliniert war und oft seine Schuluniform gegen “Straßenkinderkleidung” eintauschte, um Altmetall zu sammeln, das er an Händler verkaufte.
Eine Familie in der Krise: Die Kämpfe der Anpassung an das Landleben
Laut Chris war sein Vater streng und ließ ihm keine Freiheiten, während seine Mutter einfühlsamer war. Nachdem sein Vater ihn zurück in ihr ländliches Zuhause gebracht hatte, besuchte Chris selten die Schule und versteckte sich lieber in Maisfeldern, um erst abends nach Hause zurückzukehren. Er hatte das Gefühl, dass er nicht zur Schule gehen konnte, wenn er mit leerem Magen und ohne eine ordentliche Uniform war. Die Familie war aufgrund wachsender finanzieller Bedürfnisse und der Einschränkungen ihres kleinen, provisorischen Ein-Zimmer-Hauses in Nairobi, das mit zunehmendem Alter der Kinder nicht mehr ausreichte, in das ländliche Zuhause zurückgezogen. Chris’ Erziehung in den informellen Siedlungen Nairobis, kombiniert mit der Armut und dem Zeitmangel seiner Eltern, um ihre Kinder genau zu überwachen, trug wahrscheinlich zu seinem Verhalten bei. Er hatte Schwierigkeiten, sich an das Leben in einem abgelegenen ländlichen Gebiet anzupassen. Die extreme Armut der Familie verschärfte die Situation nur noch.
Die Wende: Hoffnung und Transformation
Ihr Zuhause war spärlich möbliert, mit drei Plastikstühlen, einem Tisch, einem Bett, einer Petroleumlampe und einem dreisteinigen Kochherd im Freien, der mit Holz betrieben wurde. Nach dem Treffen mit Chris einigten wir uns darauf, seine Ausbildung zu unterstützen und seine Eltern durch wirtschaftliche Lebensunterhaltsprogramme zu stärken.
Ermächtigung und Neuanfänge: Der Weg einer Familie zur Selbstständigkeit
Chris kehrte schließlich zur Schule zurück, und sein Selbstwertgefühl verbesserte sich erheblich. Er strebte danach, Elektriker zu werden und im schnell wachsenden Bausektor des Landes zu arbeiten. Seine Mutter startete ein florierendes Fischverkaufsgeschäft, während sein Vater Erdnüsse in einem kleinen Laden in einem nahegelegenen Handelszentrum verkaufte. Nach dem Besuch von Schulungen zu positivem Elternverhalten verbesserten sie ihre Erziehungskompetenzen erheblich und achteten viel mehr auf die Bildung ihrer Kinder. Es gab Hoffnung für die Familie und letztlich für die Kinder, unserem Hauptfokus.
Bekämpfung der Kinderarmut auf globaler Ebene
Kinderarmut bleibt weltweit eines der dringendsten Probleme, denen wir uns als globale Gesellschaft stellen müssen. 1 von 3 Kindern weltweit lebt in Armut (UNICEF 2023). Die Ziele für nachhaltige Entwicklung fordern, dass die multidimensionale Kinderarmut bis 2030 halbiert wird, um eine Welt zu schaffen, in der alle Kinder überleben, gedeihen und ihr Potenzial entfalten können. Kinderarmut ist ein komplexes und vielschichtiges Problem mit verschiedenen zugrunde liegenden Ursachen.
RICCA: Aufbau einer besseren Zukunft für gefährdete Kinder
Mit unserer Organisation, Rising Capacities for Children Africa (RICCA), wollen wir die Bildungsumgebungen für Kinder verbessern, die Schulabbruchquote senken und durch bessere Infrastruktur, Ressourcen und Unterstützung die akademischen und sozialen Ergebnisse verbessern.