Über den Start des 15. kanthari Impact Leadership Kurses
In den letzten 10 Tagen hat es geregnet und der Wasserstand des Vellayani-Sees ist kräftig gestiegen. Der untere Teil des kanthari Campus ist bereits überflutet.
Jedes Jahr vor dem ersten Monsun, gibt es in ganz Kerala eine Art Aufbruchstimmung. Und wir in kanthari erleben diesen Wechsel von Hitze und stechender Sonne zu kühleren Wetterbedingungen durch unseren ganz eigenen Nervenkitzel. Es ist der Beginn eines neuen Kurses.
Dieses Jahr haben sich 22 lebendige und auch sehr leidenschaftliche Change-Maker aus 10 verschiedenen Ländern eingefunden. Sie haben alle etwas gemeinsam: Sie wollen positive Veränderungen in ihren Regionen anstossen. Dazu brauchen sie bahnbrechende Ideen, Energie und den Mut, ihre Träume in wirkungsvolle Projekte umzuwandeln.
Ein globales Netz der Change-Maker
Es summt auf dem kanthari-Campus, es ist ein Gemisch von unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Lebenswirklichkeiten.
Die diesjährigen Teilnehmenden kommen aus Angola, Bolivien, Kamerun, Indien, Kenia, Malawi, Nepal, Nigeria, Uganda und Simbabwe. Der jüngste Teilnehmer ist 23, der älteste 66 Jahre alt.
Jeder der Teilnehmenden hat etwas erlebt oder überlebt. Es handelt sich of um eine Lebensphase und um einen Punkt im Leben, an dem sich alles ändert. Wir nennen das den “Pinching Point”. Dieser Pinchin Point ist oft Anstoß, das eigene Leben zu Gunsten einer Sache zu verändern. Diese 22 Teilnehmenden wurden aufgrund ihrer innovativen Ideen, ihres inneren Antriebs und ihrer Entschlossenheit ausgewählt.
Ihre Themen befassen sich mit Rechten für Randgruppen, für Menschen mit Behinderungen und Frauen, es geht um die Unterdrückung der Ureinwohner bestimmter Länder, um alternative Lernmethoden, von Kinderschutz und psychischer Gesundheit, von Friedensförderung und Umweltschutz. Es geht bei ihren Ideen nicht bloß um theoretische Lösungsansätze, sondern um praktische Herangehensweisen. Das Erleben dieser reichen Vielfalt gehört zum kanthari Programm.
Dass sie es alle bis hier hin geschafft haben, aus den belebten Straßen von Lagos und aus den einsamen Bergdörfern Nepals, ist allein schon ein Zeugnis ihrer Widerstandsfähigkeit und ihres Engagements für sozialen Wandel. Und genau dieser Schmelztiegel von Menschen aus der ganzen Welt und aus den unterschiedlichsten ebenen unserer Gesellschaft, macht jeden Beginn unseres kanthari Kurses so aufregend.
Links: Prakash und Sijo aus Indien. Right: Blaise (Kamerun), Gloria and Caren (Kenia) Susanna (Malawi) and Timothy (Uganda)
Die kanthari-Reise
Im Laufe der Jahre hat sich kanthari zu einem Leuchtturm für Impact Leadership entwickelt.
Das Programm bietet eine einzigartige Mischung aus erfahrungsbasiertem Lernen, persönlicher Entwicklung und Projektinkubation. Der Lehrplan ist darauf ausgelegt, die Teilnehmenden herauszufordern, sie zum kritischen und kreativen Denken anzuregen und gleichzeitig die Unterstützung zu bieten, die sie benötigen, um sich zu Führungskräfte ihrer eigenen Initiativen zu entwickeln.
Der Kurs dauert zwölf Monate an. Währenddessen gibt es eine Reihe von Workshops, die alle aufeinander abgestimmt sind. Dabei handelt es sich um Themen wie: Projektmanagement, Fundraising, Problemlösung und Öffentlichkeitsarbeit. Man könnte da sagen, nun, das ist das Normale eines jeden Leadership-Lehrganges. Was aber kanthari besonders auszeichnet, ist der Fokus auf handlungsbasiertes, erfahrungsorientiertes Lernen. Die Teilnehmenden sitzen nicht nur und hören zu, sondern packen selbst mit an und arbeiten an echten Projekten, die tatsächliche Gemeinschaftsprobleme angehen.
Der Nervenkitzel eines Anfangs
Die ersten Wochen des Kurses sind darauf ausgelegt, den Teilnehmenden zu helfen, sich in dieser neuen Umgebung einzuleben und sie setzen sich mit der kanthari-Philosophie auseinander.
Kennenlern-Sessions, Gruppenaktivitäten und interaktive Workshops fördern das Gemeinschaftsgefühl. Sie entdecken durch Teamaufgaben ihre kollektive Stärke und sie lernen von anderen Teilnehmenden zu lernen.
Ideen, die den entscheidenen Unterschied machen
Im Laufe des Kurses wird jeder Veränderer die Möglichkeit haben, seine Projekte durch kontinuierliches Feedback und Mentoring zu verfeinern. Was den Kurs für uns interessant macht, ist die Vielfalt der Probleme, die angegangen werden:
Susanna aus Malawi wuchs ohne Elektrizität auf. Noch heute gibt es Dörfer, in denen die Kinder ab der Abendstunden nicht mehr lernen können. Auch die Frauen können ohne Licht nicht mehr arbeiten. Sie hat eine Organisation gegründet, die Frauen in abgelegenen Orten befähigt, Solarsysteme zu verkaufen und zu installieren. Sie werden dadurch zu Unternhemerinnen von sauberer Energie.
Physische und psychische Gewalt, sexuelle Übergriffe, Cyber-Mobbing, und Bedrohungen, sind unter Sekundarschülern in Santa Cruz de la Sierra in Bolivien an der Tagesordnung. Gabriela hat selbst emotionale Abhängigkeit und psychische Gewalt erlebt und arbeitet daher in der Gewaltprävention, insbesondere mit restaurativen Praktiken und Konfliktlösungsmethoden.
Mit 9 Jahren hatte Sijo einen Unfall, der sein Leben veränderte; eine Rückenmarksverletzung verursachte die Lähmung seiner Beine. Es dauerte zehn Jahre, bis er rehabilitiert werden konnte. Solange soll es für andere nicht dauern. Er wird eine Rehabilitationseinrichtung besonders für diejenigen gründen, die wie er keine Aussicht auf einen Platz in einer Reha haben. Dabei geht es ihm aber auch um geistiges Empowerment, die eigene Behinderung anzunehmen.
Diese Projekte, so unterschiedlich sie auch sind, haben ein gemeinsames Ziel: nachhaltige, positive Veränderungen anzustoßen. kanthari bietet Raum für diese Ideen und bietet nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Werkzeuge und Strategien, um sie zum Leben zu erwecken. Die Teilnehmenden werden ermutigt, außerhalb gewöhnlicher Rahmen zu denken, Risiken einzugehen und aus Fehlern zu lernen.
Die Veränderer von morgen
Alles, was wir im kanthari Kurs anbieten, kommt in der Realität zur Anwendung.
Sobald sie den 5. Akt in ihrem Land erfolgreich abgeschlossen haben, können sie sich einem internationalen Netzwerk von kantharis anschließen. Die Ehemaligen helfen den Neuen, sich in der Wirklichkeit zurechtzufinden, mit wenigen Ressourcen auszukommen, Teams zu bilden und sich als Organisationen zu registrieren.
Und während der 15. kanthari-Kurs beginnt, wird uns bewusst, dass selbst inmitten von Herausforderungen wie Überschwemmungen, Kriegen und dem Klimawandel der Geist von Innovation und Widerstandsfähigkeit aktiv ist.
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