Imkertraining für Blinde

Ojok wuchs in Gulu, Norduganda auf, wo sein Leben stark von der Präsenz der Lord Resistance Army beeinflusst war. Als er 9 Jahre alt war griffen Rebellen sein Dorf an. Ojok versuchte vergeblich zu fliegen und die Rebellen schlugen ihm zur Strafe mehrfach mit dem stumpfen Ende eines Gewehrs auf die Schläfe. Da es unmöglich war, rechtzeitig die nötige ärztliche Hilfe zu erhalten, führten die inneren Verletzungen, zu einer Sehbehinderung. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, die Schule zu besuchen und in seine Ausbildung zu investieren und schloss als erster Sehbehinderter in Gulu das Studium ab. Seine Vorliebe nachts durch den Wald zu streifen, auf hohe Bäume zu klettern und auf meterhohen Ästen balancierend süssen Honig aus den Waben der wilden Bienen zu stibitzen, musste er zwar aufgeben, aber er fand schnell Ersatz. Er legte eine alte Honigwabe in einen Tontopf und versteckte diesen im Wald. Irgendwann kam er zurück und war erfreut über das laute Summen, das aus dem Tontopf drang. Diese Wabe legte den Grundstein für sein heutiges sehr erfolgreiches Projekt.

Uganda hat eine Bevölkerung von ca. 36 Millionen, 1 Million Einwohner sind blind. 90% der Menschen mit Sehbehinderungen leben in ländlichen Gemeinden. Die Menschen werden blind geboren oder erblinden aufgrund von Gewalt, gesundheitlichen Problemen oder einfach durch Alterung. Sehbehinderte sind in hohem Masse von Arbeitslosigkeit betroffen, da es vielen an Fähigkeiten und Selbstvertrauen mangelt, die erforderlich sind, um sich aktiv an der Erzielung von Einkommen zu beteiligen. Dadurch gehören blinde Menschen zu den Ärmsten der Armen in Uganda. Die Der Mangel an Möglichkeiten, angemessene Fertigkeiten zu erlernen, und der Mangel an Ressourcen zur Gründung von Unternehmen führen zu Abhängigkeit, geringem Einkommen, geringem Selbstwertgefühl und sozialer Isolation. Die Vernachlässigung der Erfahrungen von Blinden auf dem Land trägt zur Abwanderung in die Grossstädte bei, wo Blinde und Sehbehinderte oft als Bettler auf der Strasse enden.

Direkt werden 30 blinde Frauen und 30 blinde Männer, die 20 Jahre alt oder älter sind, in ländlichen Gebieten vom Projekt profitieren. Sie alle leben unterhalb der Armutsgrenze und können ihre Grundbedürfnisse wie Kleidung, Bildung und medizinische Versorgung nicht selbst befriedigen.​

HIVE Uganda wird einen Transporter kaufen, um blinde und sehbehinderte Menschen in abgelegenen Gemeinden erreichen und sie vor Ort trainieren zu können. 60 blinde Menschen werden in der Bienenzucht ausgebildet werden. Sie lernen, wie sie Bienenstöcke herstellen und unterhalten können. HIVE Uganda stellt ihnen mit Bienenstöcken, Ernteanzügen und Bienenräuchern eine Erstausrüstung zur Verfügung, damit sie ihre eigenen Bienenfarmen aufbauen können. Die Schüler, die den Kurs erfolgreich absolvieren und ein eigenes Unternehmen gründen, erhalten von HIVE Uganda ausserdem eine finanzielle Starthilfe. Ausserdem unterstützen sie die Teilnehmer bei Gesprächen mit der Familie, damit sie Land zur Nutzung für die Bienenfarm erhalten. Zusätzlich wird eine inklusive Kooperative von blinden Imker gegründet, um die Verarbeitung und Vermarktung der Produkte zu erleichtern. Die Mitglieder der Kooperative erhalten Schulungen in den Bereichen Marketing, Buchführung, Finanzmanagement und Wertschöpfung der Produkte.

60 blinde und sehbehinderte Personen werden in den Grundkenntnissen der Bienenzucht geschult und können ihren Lebensunterhalt mit der Bienenzucht bestreiten. Sie alle haben Zugang zu Land, das sie für die Bienenzucht und persönliche Entwicklung nutzen können. Durch den Verkauf ihrer Bienenprodukte erhöht sich ihr Einkommen und der Lebensstandard von ihnen und ihren Familienangehörigen wird verbessert. Das Projekt wird zu einem positiven Bewusstseinswandel gegenüber blinden und sehbehinderten Menschen in der allgemeinen Gemeinschaft, bei Familienmitgliedern, der Regierung und Entwicklungspartnern führen, wenn sie sehen, dass sie an der Bienenzucht teilnehmen. Dies wird den Status Quo in Frage stellen.

  • Verbesserte Gesundheit und geringere Kindersterblichkeit: Eine vom UNDP in 138 Ländern durchgeführte Studie hat bewiesen, dass Kindersterblichkeit und Geschlechterungleichheit stark korrelieren. Zwei Faktoren, die dazu beitragen sind die mütterliche Unterernährung, die zu biologisch benachteiligten Kindern führt, die anfällig für Infektionskrankheiten sind und die mütterliche Exposition gegenüber häuslicher Gewalt. Frauen die “empowered“ sind, haben einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung, was u.a. zu einer niedrigeren Sterblichkeitsrate bei Müttern und Neugeborenen führt.
  • Familien profitieren: Der Nobelpreisträger und Erfinder vom Mikrokredit Muhammad Yunus hat herausgefunden, dass Frauen nicht nur häufiger Kredite zurückzahlen als Männer, sondern auch die Familie mehr vom Einkommen profitiert, wenn es von einer Frau kontrolliert wird. Studien in Südafrika, den Philippinen und den USA zeigen, dass Frauen im Durchschnitt 2-3x mehr von ihrem prozentualen Einkommen für die Familie ausgeben als Männer.
  • Wirtschaftsstärkung: Die FAO schätzt, dass Frauen 43% der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte in Entwicklungsländern stellen. Ihr gleichberechtigter Zugang zu produktiven Ressourcen würde ihre Erträge unmittelbar um 20 bis 30% steigern. 
  • Gründer:in

    Ojok Simon

  • kanthari von

    2012 kanthari

  • Projektdauer

    Juni 2021 - August 2021

  • Land

    Uganda

  • Region

    Gulu

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