Jenseits der Tore - Mala Sonawadekars Mission, Mumbais Kinder zu schützen
Mala Sonawadekar stammt aus Ulhasnagar, in der Nähe von Mumbai. Sie strebte danach, einen Master in Sozialarbeit am Tata Institute of Social Sciences zu absolvieren. Doch die Umstände führten dazu, dass sie Jura studierte. In der Hoffnung, dass es sich mit ihrer Leidenschaft für Sozialarbeit decken und ihr ermöglichen würde, einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen. Mala, die eine schwierige Kindheit erlebt hat, kennt den Schmerz des Leidens, wenn Eltern emotional nicht verfügbar sind. Bei ihrer Arbeit sah sie Kinder in Heimen, die kaum verstehen, was Kindheit überhaupt bedeutet – ironischerweise an einem Ort, der eigentlich dazu gedacht ist, ihnen bei der Bewältigung ihrer Traumata zu helfen. Malas Projekt zielt darauf ab, bestehende Einrichtungen zu stärken, die Kinder in Not im Rechtssystem vorübergehend aufnehmen und schützen. Sie möchte die Kinderbetreuungseinrichtungen zu einem sicheren und kinderfreundlichen Ort machen, an dem Kinder Raum finden, um ihre Traumata zu bewältigen und ihre Zukunftsmöglichkeiten zu erkunden.
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Eine ruhige Zuflucht mitten im Trubel Mumbais
In Mumbai, wo jeder immer beschäftigt ist, gibt es eine ruhige Welt für die jüngeren Bewohner, in der das Leben langsamer zu verlaufen scheint.
Ein Klopfen an das blaue Tor
Als Anwältin, die als rechtliche Unterstützung (rechtlicher Beistand?) für die Kinderwohlfahrtsausschüsse in Mumbai arbeitete, hatte ich die Gelegenheit, ein Kinderheim zu besuchen. Es war 11 Uhr morgens, als ich an ein großes, blaues Eisentor klopfte. Es dauerte eine Weile, bis die zuständige Polizistin die Tür öffnete. Schließlich tat sie es, und ich trat ein, stellte mich vor und erklärte, warum ich dort war.
Neugierige Augen und dunkle Flure
Ich betrat den Raum und wurde von neugierigen Blicken junger Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren empfangen, die mich ansahen und sich fragten, warum ich gekommen war. In einem Saal saßen alle Mädchen in verschiedenen Reihen auf dem Boden auf einem Bettlaken. Zwei Stühle waren für den Bewährungshelfer und mich aufgestellt. Es war ein bisschen dunkel im Raum, obwohl es Tag war.
Das juristische Fachchinesisch vereinfachen
Meine Aufgabe? Das juristische Fachchinesisch des Jugendgerichtsgesetzes so zu erklären, dass sie nicht einschlafen. Ich wollte vermitteln, dass sie hier vor den Umständen geschützt waren, in denen sie sich befanden, basierend auf dem Jugendgerichtsgesetz, das von Kindern spricht, die Hilfe benötigen.
Warum Kinder Pflege und Schutz brauchen
Dieses Gesetz besagt, dass es viele Gründe gibt, warum ein Kind besondere Fürsorge und Schutz benötigt. Es könnte sein, dass es in irgendeiner Weise verletzt wurde, zum Beispiel sexuell missbraucht oder gehandelt, oder wenn es zum Betteln oder Arbeiten gezwungen wurde, obwohl es zu jung ist. Ein weiterer Grund könnte sein, dass es seine Eltern verloren hat oder verlassen wurde. Manchmal landen Kinder in einem Heim, weil sie als Kinder verheiratet wurden oder wenn ein Kind von nur einem Elternteil aufgezogen wird und zusätzliche Hilfe benötigt. All diese Kinder gelten als Kinder, die Pflege und Schutz benötigen, kurz CNCP (Children in Need of Care and Protection).
Eine sichere Zuflucht bis bessere Zeiten kommen
Ich erklärte den Kindern, dass das Heim ein sicherer Ort war, an dem sie bleiben konnten, bis sie ein besseres Zuhause fanden, alles nach den Anordnungen des Kinderwohlfahrtsausschusses. Wenn also jemand verletzt war (sexueller Missbrauch, Menschenhandel, Kinderarbeit) und Zeit brauchte, um sich wieder sicher zu fühlen, bleibt es in der Einrichtung, bis es, bestätigt durch einen Besuchtsbericht, wieder nach Hause zurückkehren kann. Ebenso bleibt ein verlassenes Kind da, bis seine Eltern gefunden werden oder bis es nach einer Untersuchung rechtlich zur Adoption freigegeben wird. Und für Kinder, die von ihren Eltern getrennt waren, ist das Heim ihr vorübergehendes Zuhause, bis idie Eltern gefunden und sie wieder vereint werden können.
Ein Hoffnungsschimmer
Durch meine Sitzung wollte ich ihnen einen Hoffnungsschimmer in der Dunkelheit bieten, die sie umgab. Ich teilte das, was ich geplant hatte zu teilen, und beendete die Sitzung und ging ins Büro des Bewährungshelfers, um eine Nachbesprechung zu machen. Schon bald kamen einige der Mädchen einzeln zu mir und stellten ihre unbeantworteten Fragen aus meiner Sitzung. Sie fanden Trost darin, mit mir einzeln zu sprechen und begannen, ihre Geschichten zu erzählen.
Meeras Frage
Eines dieser Mädchen war Meera (Pseudonym), die verwirrt zu mir kam. Sie fragte: „Didi, wann kann ich nach Hause gehen?“ Ich fragte sie, was vor ihrer Ankunft hier passiert war und sie erzählte mir ihre Geschichte. Meera hatte in einem Haushalt gearbeitet, gekocht, geputzt und sich um ein Kind gekümmert, nach dem Rat ihres Onkels. Nach drei Monaten bat sie darum, ihre Familie zu kontaktieren, aber dies wurde verweigert. Als sie versehentlich einen Teller zerbrach und geschlagen wurde, rannte sie zum Bahnhof. Dort traf sie auf einen Polizisten, der sie ins Heim brachte. Meera wunderte sich, warum sie nicht gehen konnte, da andere Mädchen unterschiedlich lange blieben. Ich tröstete sie und erklärte, dass sie geschützt war, weil sie unter 18 war und Kinderarbeit ausgesetzt war, was gegen das Gesetz verstößt. Ich versicherte ihr, dass man daran arbeitete, ihre Eltern zu finden, und bis dahin würde sie unterstützt und für eine bessere Zukunft ohne Kinderarbeit ausgebildet werden.
Weitere Fragen und Geschichten
Andere Mädchen kamen und erzählten ihre Geschichten und stellten mir die gleiche Frage: „Wann kann ich hier raus?“ Ich tat mein Bestes, um ihnen zu antworten, aber es brachte mich auch zum Nachdenken über ihr Leid und ihre Traumata.
Geschichten über Liebe, Familie und Hoffnung
Sie mussten zu ihren täglichen Aktivitäten im Heim zurückkehren. Als die Aktivitäten des Tages zu Ende gingen, versammelten sich die Kinder in einem gemeinsamen Hallenbereich. Ich sah, wie sie Geschichten im Fernsehen über Liebe, Familie und Hoffnung ansahen. Ich bemerkte, dass sich jedes der Mädchen in eine Ecke drückte, nur um ihre Tränen zu verbergen. Ihre Tränen waren still, aber der Kummer war laut. Sie sehnten sich nach jemandem, der sie in diesem Schutzheim mit Wärme und Geborgenheit umarmte. Und mitten in den Tränen und dem Schluchzen konnte ich nicht anders, als mich zu fragen – wo war die Gerechtigkeit in all dem?
Über Nahrung, Kleidung und Sicherheit hinaus
Die Betreuer im Heim gaben ihr Bestes, um eine fürsorgliche Umgebung zu schaffen, aber es fehlte ihnen an Beratungskompetenzen. Sie sahen die Traurigkeit in den Augen der Kinder, fühlten sich jedoch hilflos, ihren Schmerz zu lindern. Ich erkannte, dass die Bedürfnisse der Kinder weit über Nahrung, Kleidung und Sicherheit hinausgingen. Sie schienen mit rechtlicher Unsicherheit in ihren Gedanken zu kämpfen und ihre Augen spiegelten ungelöste Traumata wider. Mir wurde klar, dass diese Mädchen mehr als nur Nutznießer des Gesetzes waren – sie waren Krieger des Herzens, Überlebende der Umstände und Träger der Hoffnung.
*Mala hat Ihre Organisation noch nicht angefangen. Als Juristin bei der International Justice Mission in Mumbai hat sie aber bereits drei Jahre lang Erfahrung in der rechtlichen Unterstützung von Kinderschutzausschüssen gesammelt. Sie ist jetzt bei kanthari, um sich die Fähigkeiten und Werkzeuge anzueignen, die sie braucht, um ihre Organisation zu gründen.