Ein Klassenzimmer fürs Leben

Aktiv

Die Fakten

Region, Land
Udaipur, Rajasthan, Indien
Gegründet von kanthari
Prakash Chandra Dangi
Lehrgang
2024
Projektdauer
August 2025 – August 2027
Projektbudget
USD 15'000
Swapnisthan ist ein zweijähriges Bildungsprojekt für benachteiligte Kinder im ländlichen Rajasthan. Es begegnet einem Umfeld, in dem Armut, Kinderarbeit und frühe Heirat zum Alltag gehören, mit einer alternativen Lernform. Kinder erleben Lernen durch Projekte, Exkursionen und gemeinschaftliches Tun. Statt Theorie und Druck steht Erfahrungslernen im Mittelpunkt. So werden nicht nur Schulabbrüche verhindert, sondern auch neue Perspektiven eröffnet – für Kinder, Familien und ganze Dörfer.

Lernen Sie das Projekt kennen

Problem
In vielen Dörfern Rajasthans ist Bildung ein Privileg – keineswegs ein Selbstverständnis. Kinder aus marginalisierten Gemeinschaften wie Adivasi, Dalit und OBC brechen die Schule oft frühzeitig ab, weil sie früh arbeiten oder heiraten müssen. Was wie Desinteresse wirkt, ist in Wahrheit sozialer und ökonomischer Zwang. Wer bleibt, findet sich in einem Bildungssystem wieder, das mit veraltetem Material, unmotivierten Lehrkräften und realitätsfernem Unterricht wenig Orientierung bietet. Viele Kinder verlassen die Schule ohne Perspektive und geraten nicht selten in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse oder illegale Aktivitäten. Das staatliche Bildungssystem erreicht sie nicht. Und auch NGOs fokussieren meist auf Schulbau statt auf Lerninhalte. Es fehlt ein Ort, der echte Alternativen schafft – ein Raum, der lokale Probleme ernst nimmt, global denkt und Kinder dazu befähigt, ihr Leben aktiv zu gestalten.
Direkt profitieren 40 Kinder im Alter von 5 bis 16 Jahren über zwei Jahre hinweg. Indirekt wirkt das Projekt auf Familien, Dorfgemeinschaften, zukünftige Lernjahrgänge und lokale Multiplikatoren.
Swapnisthan schafft einen Bildungsraum, der an die Realität der Kinder anknüpft. Mit einem eigens entwickelten Curriculum – dem Panch Tatva Modell – begleitet das Projekt Kinder in fünf Entwicklungsstufen durch soziales Lernen, ökologisches Bewusstsein, politische Bildung und berufliche Orientierung. Sie lernen nicht durch Frontalunterricht, sondern durch Gärtnern, Exkursionen, Kunstprojekte und Gemeinschaftsarbeit. Einfache Aufgaben wie das Planen eines Schulgartens werden zu Trainingsfeldern für Selbstwirksamkeit. Jugendliche drehen Filme, gründen Mini-Unternehmen oder diskutieren Kinderrechte. Die Schule selbst entsteht als Bambusbauten aus lokalen Materialien – nachhaltig und gemeinschaftlich. Lernen wird so zum gelebten Prozess. Durch kontinuierliche Beobachtung und individuelle Begleitung entsteht eine Lernumgebung, die Talente weckt statt Defizite zu verwalten.
Ein Kind, das gehört wird, wächst anders auf. In Swapnisthan lernen Kinder, dass ihre Meinung zählt – viele zum ersten Mal. Sie entdecken sich selbst, übernehmen Verantwortung und sehen, dass sie gestalten können. Diese Veränderung berührt das ganze Umfeld: Eltern sehen Potenzial statt Last, Dorfgemeinschaften erleben, wie Lernen Freude macht. Mädchen werden später verheiratet, Jungen weniger zur Arbeit gezwungen. Stattdessen entstehen Gespräche über Zukunft, Gemeinschaft und Mut. Die Kinder verlassen Swapnisthan mit einem gestärkten Selbstbild – wissend, dass sie nicht nur Schüler:innen, sondern Changemaker sind. Jüngere Geschwister wollen nachziehen, Nachbarn fragen nach ähnlichen Angeboten. Auch ökonomisch wirkt das Projekt: Lokale Handwerker bauen das Schulzentrum, Wissen aus der Region wird sichtbar und wertgeschätzt. Bildung wird zum Antrieb für gesellschaftlichen Wandel – getragen von der eigenen Gemeinschaft.

kanthari Alumni

Prakash Chandra Dangi

Prakash Chandra weiss, wie sich Chancenlosigkeit anfühlt. Er wuchs in einem kleinen Dorf in Rajasthan auf, wo Bildung Luxus war. Seine Schwester wurde mit 11 Jahren verheiratet, seine Cousins mussten früh arbeiten. Doch Prakash stellte Fragen, hörte zu – und suchte Wege aus dem Kreislauf von Armut und Abhängigkeit. Er arbeitete für NGOs, reiste in abgelegene Dörfer, verstand die Nöte und Träume der Kinder vor Ort. Aus dieser Erfahrung wuchs Swapnisthan: ein Ort, der Kinder nicht belehrt, sondern begleitet. Prakash glaubt, dass Bildung mehr sein muss als das Reproduzieren von Fakten – sie soll Perspektiven schaffen und die Kraft freisetzen, Dinge zu verändern. Mit viel Empathie und Klarheit hat er einen Lernort geschaffen, der nicht belehrt, sondern inspiriert. Ein Raum, der zeigt, dass Wandel möglich ist – wenn man den Mut hat, zuzuhören und gemeinsam neue Wege zu gehen.