Im «Swing High!»-Kindergarten in Lagos entdecken blinde und gehörlose Kinder ihre Welt spielerisch. Die gezielte Förderung und der kreative Lernansatz eröffnen ihnen eine Zukunft voller Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein. Durch ein sicheres Umfeld, spezielle Lehrmethoden und die Einbindung ihrer Eltern entwickelt das Projekt ein Verständnis für ihre besonderen Bedürfnisse und ihre Fähigkeiten. Hier lernen Kinder schon früh, sich sicher in ihrer Umgebung zu bewegen und ihre Talente zu entfalten. So werden sie nicht als Last, sondern als wertvolle Mitglieder der Gesellschaft wahrgenommen.
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Problem
In Lagos, haben blinde und gehörlose Kinder kaum Zugang zu frühkindlicher Bildung. Sie beginnen oft erst im Alter von acht Jahren oder später mit der Schule, was ihre kognitive, motorische und soziale Entwicklung stark beeinträchtigt. Ein erschütterndes Beispiel ist der Fall von Samson, der mit zwei Jahren erblindete. Über zehn Jahre lang wurde Samson in einem Raum eingesperrt, weil seine Mutter keine Schule für ihn fand. Grundlegende Fähigkeiten wie das Laufen, erlernte er dadurch erst sehr spät. Der Mangel an früher Förderung behinderter Kinder hat gravierende Folgen, darunter mangelnde Selbstständigkeit, ein niedriges Selbstwertgefühl und geringe soziale Kompetenzen. Gesellschaftliche Stigmatisierung, hohe Kosten für spezielle Bildung und eine allgemeine Unwissenheit über die Bedürfnisse behinderter Kinder, erschweren die Situation zusätzlich. Besonders Familien, die unterhalb der Armutsgrenze leben, haben weder finanzielle Mittel noch ausreichendes Wissen, um spezialisierte Bildung oder Betreuung zu finanzieren.
Begünstigte
Direkt profitieren mindestens 30 blinde und sehbehinderte Kinder im Alter von 3-6 Jahren, die aus armen Verhältnissen stammen. Viele dieser Kinder sind Waisen oder von ihren Eltern verlassen worden. Auch die Eltern (wenn vorhanden) und insbesondere alleinerziehende Mütter, werden unterstützt, indem sie durch Schulungen lernen, wie sie ihre Kinder besser betreuen und fördern können.
Indirekt profitieren auch andere Familienmitglieder und die Gemeinschaft. Sie lernen durch das Projekt, blinde und hörgeschädigte Kinder nicht mehr als Belastung, sondern als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft zu akzeptieren.
Lösung
Das Projekt zielt darauf ab, eine inklusive und kindgerechte Lernumgebung zu schaffen, die speziell auf die Bedürfnisse von blinden und gehörlosen Kindern zugeschnitten ist. In einem sicheren und fördernden Umfeld sollen die Kinder lernen, ihre Fähigkeiten zu entdecken und weiterzuentwickeln. Dies beginnt mit der Gestaltung einer Lernlandschaft, die es den Kindern erlaubt, ihre Umgebung spielerisch zu erforschen. Es werden verschiedenen Bereiche zum Training ihrer motorischen Fähigkeiten geschaffen, beispielsweise durch das Klettern auf Bäume oder das Balancieren auf Baumstämmen. Hierdurch wird ihr Gleichgewichtssinn geschult, und sie erlernen Selbstvertrauen im Umgang mit ihrer Umwelt. Ein speziell entwickeltes Curriculum vermittelt den Kindern nicht nur grundlegende kognitive Fähigkeiten, sondern fördert auch ihre Orientierung und Mobilität. Der Unterricht beinhaltet Aktivitäten, welche die Kinder auf kreative Weise fordern und gleichzeitig motivieren. Durch sensorische Übungen lernen die Kinder, ihre anderen Sinne zu stärken und sich besser in der Welt zu orientieren. Das Erlernen alltäglicher Fähigkeiten wie Anziehen und Körperpflege macht sie zudem unabhängiger und stärkt ihr Vertrauen, eigenständig und selbstbewusst in ihrer Umgebung agieren zu können.
Ein zentrales Element des Projekts ist schliesslich die Schulung der Eltern. Viele von ihnen haben Schwierigkeiten, die besonderen Bedürfnisse ihrer Kinder zu verstehen und zu fördern. Das Projekt bietet ihnen Unterstützung, indem sie lernen, wie sie ihre Kinder besser im Alltag begleiten können. Diese Schulungen helfen den Eltern, das Vertrauen in ihre eigene Rolle zu stärken und ihren Kindern eine unterstützende Umgebung zu bieten. Die Kinder besuchen den «Swing High!»-Kindergarten für drei Jahre. Es werden Stipendien bereitgestellt, um sicherzustellen, dass auch Kinder aus den ärmsten Verhältnissen Zugang haben. Die Stipendien decken alle notwendigen Ausgaben wie Schulgebühren, Verpflegung und andere laufende Kosten.
Wirkung
Die besondere Lernumgebung und gezielte Förderung durch den Kindergarten führen dazu, dass sich die Kinder bereits im Vorschulalter frei und selbstbewusst in ihrer Umgebung bewegen. Sie lernen, Aufgaben eigenständig zu bewältigen und ihre verbleibenden Sinne zu nutzen, um sich in der Welt zu orientieren. Die Ausbildung in diesem Programm wird es den Kindern ermöglichen, auf Augenhöhe mit sehenden Kindern zu lernen und erfolgreich in reguläre Schulen aufgenommen zu werden. Anstatt auf Mitleid angewiesen sein, integrieren sie sich in die Gesellschaft und werden als gleichwertige Mitglieder akzeptiert. Langfristig wird das Projekt dazu führen, dass die Kinder eine bessere Bildung erhalten und ihre Chancen auf höhere Bildungsabschlüsse sowie beruflichen Erfolg deutlich steigen. Sie werden nicht mehr als Last für ihre Familien angesehen, sondern als gleichberechtigte Mitglieder, die ihren eigenen Beitrag leisten können. Eltern, die oft überfordert und verunsichert sind, lernen, wie sie ihre Kinder besser unterstützen können. Sie werden stolz auf die Erfolge ihrer Kinder sein und diese mit mehr Vertrauen begleiten. Insgesamt wird das Projekt somit das Leben der blinden und hörgeschädigten Kinder, ihrer Familien und der Gemeinschaft nachhaltig verbessern.
kanthari Alumni
Joshua Olankunle
Ein schwerer Busunfall, der ihn vorübergehend erblinden liess, weckte bei Joshua das Interesse für Sonderpädagogik. Motiviert durch seine Erlebnisse, wechselte er sein Studium von Medizin auf Sonderpädagogik. Heute engagiert sich Joshua für blinde und gehörlose Kinder. Mit dem Kindergarten «Swing High!» will er einen inspirierenden Zugang zu Bildung für sie schaffen, wo sie Abenteuer erleben, ihre Sinne entdecken und ihre Fähigkeiten entfalten können.