Resilienz stärken und Gemeinschaft aufbauen

Fransisca Christanti Tri Wulandari
2024 kanthari Teilnehmerin aus Indonesien

Fransisca litt in ihrer Kindheit an Angstzuständen, auch fügte sie sich selbst Verletzungen zu. Künstlerisches Schaffen, sowie der Kontakt zu Freunden und auch therapeutische Betreuung haben ihr schließlich geholfen, Selbstheilungskräfte zu entwickeln. Heute ist Fransisca in der Lage, anderen dabei zu helfen, Herausforderungen anzunehmen.

Resilienz stärken und Gemeinschaft aufbauen mit Talk Mental Health ID

Zusammengekauert auf meinem Bett, fühl ich mich wie eine Schildkröte, die sich aus Schreck in ihren Panzer zurückgezogen hat. Mein Kopf ist ein einziger Trommelschlag, ein donnernder Rhythmus, der nicht aufhören will.

Es gibt Stimmen – böse und laut – die in meinem Kopf gegeneinander rufen.
„Halt die Klappe! Halt die Klappe! Bitte, hört einfach auf!“, flüstere ich, meine Stimme so piepsig und eingeschüchtert wie eine Maus.
Dads Gebrüll, Moms Schreie zurück, Großmutters ständige Vergleiche mit meiner Cousine Lita… All diese Angriffe spielten wie eine kaputte Schallplatte in meinem Kopf.

Dann sind da Bilder, die ohne Vorwarnung auftauchen. Dieses Kartenspiel mit meinem Cousin. Sein Körper zu nah, seine Hände, groß und rau, die sich dorthin schlichen, wo sie nicht hingehören. Sein falsches Lächeln, als er sagte: „Es ist okay“.

Ich will, dass die Stimmen verstummen. Ich will, dass die Bilder verschwinden.
Bang! Ich schlage meinen Kopf gegen die Wand. Es fühlt sich seltsam befriedigend an, wie ein Puzzlestück, das passt.

Bang! Härter diesmal, und es fühlt sich gut an, als ob etwas freigesetzt wurde. Die Stimmen werden ein wenig langsamer.

Bang! Bang! Bang!

Ich höre nicht auf, bis sich mein Kopf wie ein Kreisel dreht. Mom kommt herein, mit besorgtem Gesicht. Zum ersten Mal fühle ich mich wahrgenommen.
„Geht es dir gut??“

Ich weine nur: „Ich weiß es nicht. Ich habe Angst.“

Mom sieht zu, wie mein Körper in einem unkontrollierbaren Tanz zittert. Ich bin doch nur acht Jahre alt. In der nächsten Woche bringt mich Mom zu diesem seltsamen älteren Mann. Er behauptet, ich wäre von bösen Geistern besessen. Der Mann betet und singt und rezitiert Zaubersprüche. Ich schließe meine Augen und bete für mich, dass diese seltsame Show bald zu Ende gehen muss.
Es hilft nicht; ich fühle mich jede Nacht gefangen in meinem Stimmengewirr. Außerdem schäme ich mich, weil mein Umfeld davon erfahren hat und alle denken, ich sei tatsächlich besessen.

Flucht in Fantasiewelten und die Suche nach Liebe

Außerhalb meines Zuhauses war die Welt ein Spielplatz. Ich war eine Königin, eine Piratin, eine furchtlose Entdeckerin. Mit meinen Freunden baute ich Festungen, fing Fische, lachte, bis die Seiten schmerzten und ich trotzte der Welt. Im Haus hingegen lief ich auf Eierschalen, tat so, als wäre alles okay.

Ich hatte perfekte Noten und war immer bemüht, gutes Benehmen zu zeigen, alles in der Hoffnung, damit Liebe und Frieden zu bekommen. Doch egal, wie sehr ich allem Vorbildhaftem nachjagte, ich fühlte mich leer. Trost fand ich in Büchern und im Malen. Dort erfand ich Welten, in denen ich mich verstanden, geschätzt und gesehen glaubte.

Die Schule war ein Schlachtfeld. Ich kämpfte, ich mobbte; ich war ein Sturm. Ich sehnte mich nach der Aufmerksamkeit, die ich zu Hause nicht bekam.
Meine einzige und beste Freundin zog mich immer wieder in wilde Streiche hinein. Der Höhepunkt war, als wir halfen, eine Debitkarte zu stehlen. Der Nervenkitzel, die Angst, die Spannung durchströmten mich, doch das Gefühl hielt nur kurz… wir wurden erwischt. „Du hast mich enttäuscht“, sagte meine Mom nach dem Treffen mit dem Direktor. All das Laufen auf Eierschalen und die guten Noten hatten ihren Wert verloren. Ich fühlte mich taub und mehr als je zuvor entfremdet. Allein in meinem Zimmer begann ich an Suizid zu denken. Doch ich wollte nicht, dass die Dunkelheit siegt. Ich hatte immer noch gute Noten und das war mein Weg hinaus.

Psychologie und Therapie als Rettungsanker

Die Universität war meine Rettungsleine, Psychologie mein Kompass. Mich mit Freunden zu umgeben, Clubs beizutreten, Freiwilligenarbeit zu leisten, Teilzeitjobs anzunehmen und eine Mentorin zu finden, war wie das Wiederaufbauen meiner zerbrochenen Teile. Therapie öffnete die Tür zur Heilung. Mit jeder Sitzung fühlte ich mich ein bisschen stärker.

Aber ich erkannte, dass ein Abschluss in Psychologie kein Zauberstab war. Als sich meine Freundin in ihrer schweren Depression an mich wandte, fühlte ich mich machtlos; unzureichend, um ihr Leid zu lindern. Ich hatte versagt. Etwas in mir zerbrach.

So viele Menschen kämpften mit psychischen Problemen, aber hatten Angst, um Hilfe zu bitten, und das aufgrund der Angst stigmatisiert zu werden. Ich konnte nicht einfach tatenlos zusehen. Die Arbeit als psychosoziale Fachkraft warf mich in die Tiefen menschlicher Verzweiflung.

Jeden Tag Geschichten von Trauma, Folter und Suizid zu hören, begann schwer auf mir zu lasten. Es war ein schmerzhafter Prozess der Transformation, aber es entfachte auch ein Feuer in mir. Ich grub tiefer in die Welt der psychischen Gesundheit. Jeder Kurs, den ich besuchte, rüstete mich mit neuen Heilungsmethoden aus. Meine persönliche Reise verwandelte sich in eine Landkarte, um anderen den Weg zu weisen.

Der Fokus auf Prävention und frühzeitige Intervention

Hohe Erwartungen an sich selbst, familiäre Ansprüche und gesellschaftliche Normen verschmelzen miteinander und junge Menschen werden stark herausgefordert.

Besonders schwierig ist es für diejenigen, die im Stillen mit psychischen Problemen kämpfen und noch schwieriger für Menschen aus marginalisierten Gemeinschaften, wo psychische Probleme oft als moralisches Versagen oder spirituelle Schwächen missverstanden werden. In einer Gesellschaft, in der Stigmatisierung von psychischer Gesundheit an der Tagesordnung ist, sind offene Gespräche selten, was es diesen jungen Menschen schwer macht, die dringend benötigte Hilfe zu suchen und zu finden.

Infolgedessen erleben diese Jugendlichen einen fortschreitenden Rückgang ihrer Fähigkeit, alltägliche Aktivitäten wie den Schulbesuch, das Halten von Arbeitsplätzen und das Knüpfen gesunder Beziehungen zu bewältigen.
Dies führt zu verschiedenen Konsequenzen, darunter soziale Isolation und körperliche Gesundheitsschäden. Und all das führt wiederum in eine Abwärtsspirale, was das langfristige Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen kann.

Ein Ort der Hoffnung und Heilung

Was kann also getan werden?

Wenn man Tembi Arunika (was „Dorf der Hoffnung“ bedeutet) betritt, spürt man sofort den einzigartigen Geist der Gemeinschaft. Es ist offensichtlich, dass dies ein Zufluchtsort ist, kein gewöhnlicher Ort für psychische Gesundheit. Das Gebäude ist unfertig und halb offen, mit einer rohen, erdigen Schönheit. Steinböden verschmelzen nahtlos mit dem üppigen Grün um einen herum. Große, blättrige Pflanzen spenden Schatten, während Kräuterbeete die Luft mit ihrem erfrischenden Duft füllen.

Sitzsäcke, Holztische und Bänke stehen verstreut. Einige Jugendliche beugen sich über einen Tisch, führen ernste Gespräche, andere stehen auf offener Wiese und erfüllen die Umwelt mit lautem Lachen und Wärme.

Es ist ein Umfeld der offenen Kommunikation, die man sonst nur selten erlebt. Während man weiter hineingeht, sieht man auf der einen Seite eine junge Frau, die ein Willkommensgetränk in der Küchenecke mixt. Auf der anderen Seite bemerkt man ein Bücherregal, gefüllt mit Büchern mit Ratgebern.

Es ist klar, dass dieser Ort mehr ist als nur Wände, Wiesen und Räume; es ist ein Ort, an dem junge Menschen wirklich dazugehören, etwas gemeinsam kreieren und zusammenwachsen können. Tembi Arunika füllt die Lücken, die viele Anbieter für psychische Gesundheit übersehen, wir konzentrieren uns auf Prävention und frühzeitige Intervention.

Hier werden junge Menschen mit Resilienz, Wissen und Lebenskompetenzen ausgestattet, um Herausforderungen zu bewältigen, bevor sie zu Krisen werden.
Ich bin entschlossen, einen Ort zu schaffen, an dem junge Menschen, insbesondere diejenigen, die oft übersehen werden, Heilung, Unterstützung und ein Gefühl der Zugehörigkeit finden können. Das ist es, was ich mit „Talk Mental Health!“ in die Welt bringen will.

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