Tag 4 – Risikopatienten

Sabriye Tenberken
Co-Gründerin von kanthari

Überall spricht man von besonders gefährdeten Risiko Patienten. Viele unserer kantharis weltweit arbeiten genau mit dieser Zielgruppe. 

Da ist zum Beispiel Henry, ein kanthari Absolvent von 2017 aus Kenia. Er ist Gründer von Kick-start-Kilifi, ein alternatives Ausbildungszentrum für die vielen Jugendlichen, die aus Armutsgründen die Schule verlassen müssen. 

Die Region Kilifi wird laut Henry auch das Armenhaus Kenias genannt. Da wo es Armut gibt, gibt es auch Krankheiten. Besonders stark verbreitet ist hier die Tuberkulose, eine Krankheit, die man medizinisch sehr gut im Griff haben könnte. Aber, so Henry: “Poverty doesn’t sell!” (Armut verkauft sich nicht). Die TB macht einen Menschen auch zum Risiko-patienten in Zeiten der Corona. Henry ist selbst an Tuberkulose erkrankt und fürchtet nun, dass ein durch die TB geschwächtes Immunsystem, dem Corona Virus nicht viel entgegenzusetzen hat. Henry gehört zu den wenigen Gebildeten in seinem Umkreis, der sich eine ärztliche Behandlung leisten kann und gut darüber bescheid weiß, wie wichtig es ist, die TB Behandlung bis zum Ende durchzuführen. Aber viele andere sterben, auch viele junge Leute. 

2018 sind weltweit 1,5 Millionen Menschen an TB gestorben. “Die meisten Menschen wissen das nicht, oder wollen es nicht wissen, denn wir haben keine Lobby.”, sagt Henry resigniert. “Wenn der Corona Virus nach Kilifi kommt, könnte es ein Massensterben verursachen.”

Aber der Virus IST bereits in Kilifi eingetroffen. Ein Politiker kam gerade aus Deutschland, wurde von den Behörden in Nairobi verpflichtet, sich für 2 Wochen pro-Forma in Quarantäne zu begeben. Was sie nicht wussten, er hatte den Virus mitgebracht. Doch statt einer Vorsichtsmaßnahme, machte er Wiedersehens parties, schüttelte Hände und sorgte so dafür, dass sich Corona auch in Kilifi breitmacht. Henry unterhält zum Glück ein Großes Netzwerk. Die Bevölkerung respektiert ihn als jemanden, der es geschafft hat, sich trotz schlechtester Ausgangsbedingungen, zu bilden, und dennoch alles dafür tut, um Armut zu bekämpfen. Er macht momentan so gut wie er kann, Informations Kampagnen, um dafür zu sorgen, dass sich der Hotspott Kilifi nicht zu sehr aufheizt. 

Wenn man sich die Situation in Kilifi vor Augen hält, können wir froh sein, dass das Gesundheitssystem in Kerala so gut funktioniert. Dennoch war Kerala als erster indischer Staat betroffen. Das liegt auch an der hohen Bildungsrate, viele studieren oder arbeiten im Ausland und bringen samt Einkommen und Bildung auch Corona mit. Heute gab es den ersten Todesfall. Wir drücken die Daumen, dass die Rate in Kerala und ganz Indien weiterhin überschaubar bleibt, machen uns allerdings Sorgen um die Genauigkeit der landesweiten Statistiken. 

Viele kantharis in anderen Staaten kennen Menschen mit starken Symptomen, es gibt aber kaum Testmöglichkeiten. Diejenigen, die auf dem Land leben, müssen, um sich testen zu lassen, in die Großstädte reisen. Das können sich nur die wenigsten leisten und da kann man sich vorstellen, was noch auf Indien zukommen könnte.

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