(von Jaishree Misra, indische Autorin)
Als Savej Hassan die Schule beendete, gesteht er seine Angst, weit in die Zukunft zu schauen. In unserem Gespräch wechselt er zu Hindi, um zu erklären, wie er sich als 16-jähriger fühlt.
obwohl er durchweg ein guter Schüler gewesen war, War der Weg vor ihm vollkommen dhundli-dhundli-si (Hindi: ‘neblig, trüb’). Er drückt damit die Verwirrung aus, die viele Schulabgänger erleben, wenn sie nicht wissen, welchen Weg sie als nächstes einschlagen sollen. In Savejs‘ Fall war die Frage jedoch nicht, was er tun wollte – es war immer eine Karriere im Ingenieurwesen, vorzugsweise in der Verteidigung –, sondern wer dafür bezahlen würde.
Geboren in einer muslimischen Familie in einem Dorf in der Nähe von Saharanpur, War er dafür bestimmt, wie sein Vater ein landloser Bauer zu werden.
“Da der Beitrag zum Familieneinkommen höhere Priorität hatte als der Schulbesuch, wurden die meisten Jungen in unserer Gegend zur Koranschule geschickt.”
Zum Glück für Savej bestand sein Vater darauf, dass er auf die örtliche öffentliche schule ging. Und als er zehn Jahre alt war, wurde er für ein gemeinnütziges Internat ausgewählt. Diese Schule würde dafür sorgen, dass Savej alles bekam, auf das ein Kind Recht hatte – einen sicheren Ort zum Leben und Aufwachsen und eine qualitativ hochwertige Ausbildung durch engagierte Lehrkräfte.
Doch als sich diese goldene Phase seines Lebens dem Ende zuneigte, bekam Savej große Angst. Seine Familie konnte es sich einfach nicht leisten, für seine Weiterbildung zu bezahlen. Er glaubt, dass er trotz Ausbildung nur einen Job als Elektriker bekommen könnte. Und so wäre wieder der Traum eines indischen Kindes vom Land für immer getrübt.
Savej wusste jedoch nicht, dass das Glück noch mehr Überraschungen für ihn bereithielt.
Denn ungefähr zum Zeitpunkt, als er sich darauf vorbereitete, die Schule zu verlassen, reiste ein Mädchen, das nur wenige Jahre älter war als er, durch Indien. Sie befand sich zwischen dem Abschluss der Oxford University und dem Beginn ihres Postgraduiertenstudiums in Yale.
Mit 21 Jahren landete Reeva Misra in Indien, um mehr über das Land zu erfahren, dass ihre Eltern in ihren Zwanzigern als Stipendiaten nach Amerika verlassen hatten. Reeva Misra ist Tochter von Rajeev Misra, CEO des Softbank Vision Funds und Shalini Misra, einer Londoner Architektin und Innenarchitektin von Luxushäusern. Aufgewachsen in einem Haushalt, der kulturell immer eng mit Indien verbunden geblieben ist wurde sie mit einem starken Gefühl für soziale Gerechtigkeit geprägt.
Reeva konnte nicht umhin, auf ihren Reisen durch Indien festzustellen, dass positive Lebenserfahrung und gute Bildung untrennbar mit Reichtum in Verbindung stehen.
Sie sagt: “Ich habe im Jahr meiner Indien-Reise mit der Stipendienstiftung Vahani begonnen. Es war die offensichtliche Ungleichheit, die mich zur Gründung der Stiftung gebracht hatte.”
Obwohl Savej einen hervorragenden Notendurchschnitt von 91 % vorweisen konnte, war es Vahani, die Stiftung, die ihn aus einem Leben der Ungewissheit gerettet hat und für College Gebühren und Unterkunft aufkam.
Darüber hinaus bietet die Stiftung ein Lern-Umfeld mit Mentoren, Praktika, Englisch-Coaching, Kreativem Schreiben, psychologischer Beratung sowie Workshops für die öffentliche Reden und Leadership.
Zudem gibt es immer wieder Aktivitäten zur Förderung der geistigen und kulturellen Bildung. Es werden Museumsbesuche und Vorträge inspirierender Persönlichkeiten organisiert, darunter Unni Karunakara von Médecins Sans Frontiers, Ritesh Agarwal von OYO Rooms und Dinesh Patnaik vom IFS.
Natürlich hatte ich immer auch mit dem Gedanken gespielt, einmal auch Sabriye und Paul einzuladen, damit sie über kanthari erzählen. Wie jeder weiß, der sie kennt, Sie haben die Möglichkeit, unsere Stipendiaten zu motivieren.
Als wir gerade mit der Planung von Vahanis nächstem Sommerworkshop im Juni 2020 begonnen hatten, überwältigte die Corona-Krise die Welt und setzte auch unsere Studenten in ihren Unterkünften fest. Das Vahani Büro in Delhi reagierte schnell. Jetzt konzentrieren wir uns auf die physische und psychologische Unterstützung der Studenten.
Wissenschaftler und Mentoren haben unter den Studenten Kleingruppen zusammengestellt, um online wöchentlich Lehrveranstaltungen nachzuholen. Es wird über vieles geplaudert und es werden Diskussionen und Quiz-Runden veranstaltet. Dabei wird den Stipendiaten geholfen, sich durch Online-Kurse auf Prüfungen vorzubereiten.
Auch diese Krise wird irgendwann vorübergehen. Und bald werden wir die Chance haben, den Studenten mit dem Übergang zu ihrem Zukünftigen Leben zu helfen. Einige werden Jobs annehmen, andere werden wieder Stipendien zu weiteren Studien bekommen.
Als langjährige Besucherin des schönen kanthari Campus am See in Trivandrum, hoffe ich, dass mindestens einer unserer Stipendiaten eines Tages dort am Programm teilnehmen wird.
Und natürlich müssen Sabriye und Paul ihre Pläne für 2021 so ausrichten, dass wir sie zu Vahanis nächstem Sommer-Workshop einladen können. Das wird ein Auftakt zu einer mutigen, neuen post-Corona-Welt werden.
- Jaishree Misra ist eine bekannte indische Autorin. Sie schrieb acht Büchern, herausgebeben bei Penguin und Harper Collins. Ihr letztes Werk ist ein humorvolles Sachbuch über den Bau eines kleinen Hauses am Meer in Kerala. Sie ist Mentorin und Treuhänderin bei Vahani Scholarships.