(Von Chacko Jacob)
“Lockdown 4.0” so nennt man hier in Indien die neuesten Ausgangsregeln, die sich mindestens bis zum 31 Mai hinstrecken werden.
Gelockert ist die Regelung des interstaatlichen Verkehrs, man darf nun von einem zum nächsten Staat reisen, allerdings nur mit besonderer Erlaubnis. Es gibt eine begrenzte Öffnung der Gemüsemärkte und Liefer-Dienste, und, ganz wichtig, Sport-Veranstaltungen dürfen in Stadien wieder loslegen, aber ohne Zuschauer.
Während ich den letzten regulären Blog-Post schreibe, denke ich an alle kantharis, die vor geraumer Zeit bereits Sondergenehmigungen beantragt hatten, um ihre Aktionen, jetzt auf die Krisenbewältigung konzentriert, durchführen zu können.
In diesem Zusammenhang möchte ich mich im Namen unseres Teams und im Namen der kantharis weltweit für die große finanzielle Unterstützung bedanken. Besonders die Leserinnen und Leser dieses Blogs haben dafür gesorgt, dass der Nothilfe-Fonds gefüllt wurde und den aktiven kantharis und vielen Menschen, die sich in Not befanden, zu Gute kam.
Auch haben wir uns über die lebhaften Gast-Beiträge gefreut und sind sehr dankbar für die wichtigen Übersetzungen. Marathi durch Madhu Raveendra, Anjali Kulkarni, Französisch und spanisch durch Fleur Rakoto, Malayalam durch Ajith und Vyshna.
Das schöne ist, dass wir mit grundpositiven Menschen zu tun haben. Obwohl viele von unseren kantharis am Existenzminimum leben, bleiben sie aktiv und verlieren trotz Widerstände nicht die Lust etwas für andere zu bedeuten. Sie kommen mit individuellen Lösungen, manchmal auch verrückten Ideen. Überall gab es Maßnahmen mit dem Ziel, niemanden zurückzulassen.
In den letzten Wochen konnten wir durch Ihre Hilfe mehr als 34 kantharis und ihre Organisationen unterstützen. Durch die Organisationen wurden wiederum mehr als 2’500 Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen gerettet.
Hier ein paar Beispiele:
Ragunath Veeravel, (Aaranya, India) ein Umweltschützer und Fahrrad Aktivist, musste seine geplante Kampagne “von Kashmir nach kanthari” verschieben und konzentrierte sich mit seiner Organisation Aaranya auf die Unterstützung der benachteiligten Nomadenstämme, Obdachlose und gestrandete Wanderarbeiter. Darüber hinaus arbeitet er, in und um Pondicherry, zusammen mit den freiwilligen Gruppen innerhalb der Polizei”, mit Sanitätern, mit Sicherheitspersonal und mit medizinischen Nachwuchsassistenten.
Unsere drei kantharis aus Odissa, im Osten Indiens, Gouri Shankar Mishra, (an-anya), Sadhana Nayak (Sadhan ISC) und Jyotshnarani Das (Janamangal) konnten, nachdem sie selbst das Nötigste zum Überleben bekamen, einige hundert Kinder, Frauen, Witwen, Behinderte und Wanderarbeiter mit Lebensmitteln unterstützen. Um ein großes Gebiet abdecken zu können, bekamen sie von der Regierung Sonderpassierscheine.
Samuel Odwar (Thumbs up Academy, Uganda)hat übergangsweise seine Schule geschlossen und behinderte Menschen in Gulu und anderen abgelegenen Gebieten Nord-Ugandas durch Grundnahrungsmittel aus einer lebensgefährlichen Situation geholfen. Viele der Behinderten wären nicht in der Lage gewesen, sich selbst um Essen zu kümmern und wären, wie auch in Kriegszeiten, Ohne Samuels Einsatz vergessen worden.
Omona Innocent (Lighta) aus Uganda, ist selbst Kriegswaise. Er unterstützt besonders Waisenkinder, deren Eltern an Krankheiten im Zusammenhang mit HIV und AIDS gestorben sind. Viele der Waisen sind selbst HIV-positiv und gehören daher zur Risiko-Gruppe. Mit seinem Team verteilte er neben Lebensmitteln auch Seife und klärte über notwenige Hygiene-Maßnahmen auf.
Miatta Mulbah (LEEMAH, Liberia) unterstützt mit ihrer Organisation, LEEMAH, in vier Regionen Liberias junge Sexarbeiterinnen. Sie organisiert Hygiene-Kits, Waschstationen und Lebensmittel-Pakete.
Ruang (Hinghoy Noi, Thailand) bekämpft gefährliche kulturelle Tabus. Sie hat eine Webseite, die sich besonders an Kinder richtet. in den letzten Wochen widmete sie sich einem speziellen Tabu, der Menstruation. Monatsbinden sind teuer und nicht überall erhältlich. Daher geraten Mädchen und junge Frauen oft ins soziale Abseits, weil sie sich grundlegende Hygiene nicht leisten können. Ruang und ihr Team fertigte wiederverwendbare Binden an und verteilte sie an Bedürftige in Slums und Armenvierteln Bangkoks.
Lorena Acula (Future Vision) kommt aus den Philippinen. Sie ist selbst blind und unterstützt blinde Kinder von abgelegenen Inseln, und ermöglicht ihnen eine Schulbildung. Während des Lockdowns konnte sie ihre Wohngemeinschaft nicht einfach schließen.
Arthanas Matongo (Waruka Sports Academy, Zimbabwe) kämpft gegen den illegalen, aber doch weitverbreiteten Brauch, Kinder in eine Ehe zu zwingen, an. Um die jungen Mädchen aus den Fängen der Alten zu holen, ist er, selbst ehemaliger Marathonläufer, dabei, eine Sport-Schule mit Internat, besonders für Mädchen einzurichten. Der Sport soll den jungen Teenagern Beine machen, und dafür sorgen, dass sie ihr eigenes Leben in die Hand nehmen.
Cavin Odera (WA-WA) am Victoria See, fördert mit seiner Organisation WA-WA, Fisherwomen Academy, HIV-positive Frauen. Die Frauen kommen hauptsächlich aus Fischergemeinden, sie wurden HIV-positiv, da sie, um Fisch zu erwerben, zur Prostitution mit Fischern gezwungen wurden. Wa-Wa leistete in den letzten Wochen eine Soforthilfe für Frauen, die durch Überschwemmungen und durch die Ausgangssperre betroffen waren.
Obwohl die kantharis das größte Übel abgewiesen haben, ist für alle die Zukunft noch ungewiss.
Die Regierungen weltweit befinden sich nun in der schwierigen Lage, das Virus einzudämmen und gleichzeitig die Menschen nicht verhungern zu lassen. In vielen Ländern steht das Schlimmste noch aus. Daher bitten wir Sie, diesen Blog Post an so viele Leser und Leserinnen wie möglich weiter zu senden.
Die Frage ist nun überall auf der Welt: Wie wird die Zukunft aussehen?
Als kantharis hoffen wir auf eine positive Veränderung in der Gesellschaft, auf ein neues Bewusstsein für ein Miteinander, und wir hoffen auf wichtige Maßnahmen, nicht nur zur Eindämmung eines Virus, sondern auch zur Rettung der Umwelt.