Tag 9 – Zurück in Indien

Sabriye Tenberken
Co-Gründerin von kanthari

Wir hatten zwar für eine Ausgangssperre gut vorgesorgt, aber am neunten Tag machen sich die Einschränkungen ein wenig bemerkbar. Da wir relativ spät mit den Pflanzungen begonnen hatten, geht uns jetzt langsam das Gemüse und Obst aus. Fleisch gibt es schon lange nicht mehr. Aber darauf lässt es sich ganz gut verzichten.

Die Behörden in Kerala sorgen für die Menschen hier, besonders für die Armen. Auch wenn die Ausgangssperre verlängert würde, braucht man sich in Kerala vorläufig kaum Sorgen um Grundnahrungsmittel zu machen. Das scheint aber in anderen Teilen Indiens ein wenig anders zu sein: Gestern hatte ich ein Telefongespräch mit Bharat, einem 2018 kanthari Absolventen. Er ist Gründer von Mudita, einer Schule für Kinder aus Dalit und “Tribal” Familien.

Mit “Dalit” werden diejenigen der untersten Kaste bezeichnet. Viele Dalits machen in Indien die Schmutzarbeit, Sie finden Beschäftigung im Straßenbau und in der Reinigung von Abwassersystemen, eine hoch Gefährliche Tätigkeit, bei der viele ums Leben kommen. Auch Bharat ist Dalit. Er engagiert sich für die Kinder der Abwasser Reiniger und Bauarbeiter, besonders auch, um sie durch gute Bildung davor zu schützen, selbst in die Fußstapfen ihrer Eltern treten zu müssen.

Sein Engagement geht zurück auf die vielen Erniedrigungen, die er selbst als junger Mann erleben musste und auf einen Aufenthalt in Ungarn. Er wurde damals als Entwicklungshelfer in eine Schule für Roma Kinder eingeladen. Die Roma erleben in Ungarn wie die Dalits in Indien tägliche Diskriminierung.

Die Eltern der Kinder, mit denen er heute arbeitet, sind von der Krise besonders betroffen. Es handelt sich um Tagelöhner, die nicht mehr als einenhalb bis zwei Euro am Tag verdienen und davon ihre Familien mitfinanzieren. Zurzeit gibt es aufgrund der Ausgangssperre diese Jobs nicht mehr.

Von der indischen Regierung erhalten die Familien mit einem solch niedrigen Einkommen einen Bezugsschein, mit dem sie Reis, Binsen und andere Grundnahrungsmittel bekommen können. Das Problem ist nur, dass Geschäfte auf dem Land oft keine Waren mehr haben und aufgrund der Ausganssperre nur mit erheblicher Verzögerung beliefert werden können. Auch Bharat sieht die Notwendigkeit, in der Zukunft auf Selbstversorgung und lokale Produktion zu setzen.

Mudita, seine Schule ist temporär geschlossen. Bharat und seine Frau kümmern sich nun verstärkt um die Eltern, die nicht wissen, wie sie die 21 Tage durchstehen können.

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