Umgekehrte Inklusion in Uganda

Chacko Jacob, Riya Orison
kanthari Catalysts

Der folgende Blog-Beitrag ist wiederum auf der Afrika-Tour von Riya und Chacko entstanden. Hier kommen zwei kanthari Absolventen zusammen. Samuel Odwar, der Gründer der Thumbs Up Akademie, einer integrativen Schule für Kinder mit und ohne Behinderungen und Faruk Musema, ein nicht-behinderter Behinderten Aktivist, der die Akzeptanz Behinderter Menschen durch sein Konzept “Reversed Inclusion” (umgekerte Inklusion) und besonders durch Sport fördern möchte. 

"... Und die Menge tobt!"

Gulu, im Norden Ugandas. Schon bereits am Vorabend, am Freitag ist die Vorfreude der behinderten und nicht behinderten Schüler der Thumbs Up Academy spürbar.

An jedem Samstag kommen Faruk und ein engagierter Trainer zu Samuels Schule, um integrative Sportaktivitäten und Spiele für behinderte und nicht-behinderte Kinder anzubieten. Die Kinder sind ganz wild auf diese Aktivitäten. Vor Allem freuen sie sich auf Boccia. Eines der größeren Klassenzimmer wird mit Grenzlinien markiert.
Aber zuerst gibt es Aufwärmtraining. Das findet draußen auf der Spielwiese statt. Dafür stellt der Trainer alle in vier Reihen auf und weist sie dann an, sich reihum 20 Meter vor und zurück zum Ende der Reihe zu bewegen. Der Haken an der Sache ist, dass sich jedes Kind auf eine bestimmte Art und Weise bewegen muss, manche hüpfen, manche krabbeln, manche benutzen ihren Rollstuhl und manche rollen einfach auf dem Boden. Und dann kommt am Ende eine Lektion: Jeder hat die Fähigkeit, jede Aufgabe zu bewältigen, aber auf seine eigene Art und Weise. Und niemand hat ein Recht, die unterschiedlichen Bewältigungsstrategien zu be- oder verurteilen.

Und dann beginnt das Spiel:

Wenn es um Boccia geht, ist es eine ernste Angelegenheit. Die Zuschauer betreten als erste den Klassenraum und fangen an zu jubeln, während die vier Zweierteams nacheinander einlaufen, sich stolz der Menge präsentieren und sie anheizen. Die Spiele gehen immer sehr knapp aus, es gibt häufig einen Sieger im letzten Moment, und die Zuschauer sind jedes Mal aus dem Häuschen, wenn ihr Lieblingsteam einen Punkt erzielt! Doch am Ende ist jeder ein Gewinner.

Faruk’s Ability Sports Africa (auch bekannt in der Kurzform “ASA”) ist mit Sicherheit eines der unterhaltsamsten Projekte, die man besuchen oder an denen man teilnehmen kann. Sozialer Wandel durch Sport… was kann man daran nicht mögen? Kindern mit und ohne Behinderungen bei der Ausübung verschiedener Sportarten zuzusehen, ohne Barrieren oder Vorurteile, ist für alle ein Aufregendes Ereignis.

Eine Behinderung spielt keine Rolle

Es sind nicht nur die Kinder, die zu inklusivem Denken und Handeln heranwachsen; ASA beeinflusst auch die größere Sportgemeinschaft mit 40 Trainern, die in verschiedenen adaptiven Spielen und Sportarten ausgebildet wurden. Die Trainer, mit denen wir gesprochen haben, sind stolz darauf, mit behinderten Kindern zu arbeiten, und sehen darin auch einen großen Vorteil für ihre eigene berufliche Entwicklung.

ASA unterstützt auch etwa 20 Mütter von behinderten Kindern mit einkommensschaffenden Maßnahmen, damit die Kinder sowohl auf dem Spielfeld als auch außerhalb ein lebenswertes Leben haben können.

Ein Kronjuwel von ASA ist die ASA Junior Premier League, eine Fußballakademie, an der 180 gehörlose, hörgeschädigte und hörende Jungen und Mädchen teilnehmen. Auf dem Fußballplatz jubeln die einheimischen Zuschauer jedem zu, der sein Können unter Beweis stellt. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie behindert oder nicht behindert sind oder einem bestimmten Geschlecht angehören. Meistens ist es sogar schwer, solche Dinge zu unterscheiden. Als wir dort waren, fanden die Spiele auf einem Schulgelände statt, aber jetzt haben sie einen Platz im größten Stadion von Gulu bekommen.

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Die Spiele ziehen ein lokales Publikum an, das sich langsam bewusst wird, dass eine Behinderung nicht bedeutet, dass man nicht am Sport und an der Gesellschaft im Allgemeinen teilhaben kann. Auf diese Weise werden auch die Eltern von Kindern mit Behinderungen ermutigt, ihre Kinder zu den Spielen zu schicken.

Bis zum heutigen Tag hat Faruk das Leben von 560 behinderten Kindern sowohl in Schulen als auch in der Gemeinde insgesamt positiv verändert.

Das Schöne an den Projekten von ASA ist, dass es sich hauptsächlich um von der lokalen Gemeinschaft unterstützten Initiativen handelt. D. h. die Sportaktivitäten werden finanziell und anderweitig von der Gemeinschaft getragen. Dies führt zu noch mehr Eigenverantwortung bei den Begünstigten und zu dauerhaften Veränderungen, denn niemand möchte das, was man bereits unterstützt hat, gerne verlieren. Zudem ist Leidenschaft ansteckend. So werden nach und nach die Menschen offen für wirkliche Integration.

Einige von Faruks Projektpartnern haben ihn ermutigt, sich als nationale Organisation registrieren zu lassen. Seine Initiative müsste weitere Kreise als Gulu ziehen.

Wir wünschen Faruk alles Gute für seine größere Vision, sich in ganz Ostafrika auszubreiten um die “Reversed Inklusion” zu fördern.

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