Wenn eine Frau spricht, stehen viele auf

Nyasha Marylyn Munetsi
2025 kanthari Teilnehmerin aus Simbabwe

In dieser Serie hören wir von den Teilnehmenden des Kurses 2025 und von den Menschen, die von ihren sozialen Initiativen profitieren. Unsere Teilnehmerin Nyasha Marylyn Munetsi ist eine Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt und Gründerin von Speak Out Voice It (SOVI). Nyasha hat ihre Narben in eine kraftvolle Bewegung für Wandel verwandelt. Mit Heilungskreisen, Kompetenztrainings und Unterstützung für Mütter hilft SOVI Frauen, sich aus Schweigen und Scham zu befreien. Eine dieser Frauen ist Nomsa – Mutter, Kämpferin und ein Leuchtfeuer der Stärke in den herausfordernden Straßen von Epworth in Simbabwe.

Nomsa – Stärke auf Rädern im Überlebenskampf von Epworth

Im Herzen von Epworth, einer großen informellen Siedlung am Stadtrand von Harare, verkörpert Nomsa Widerstandskraft. Mit nur 33 Jahren ist sie Mutter von vier Kindern, Pflegerin, Überlebende und Kämpferin. Trotz körperlicher Einschränkungen und der Nutzung eines Rollstuhls bewegt sich Nomsa mit Würde und Mut über die rauen, staubigen Wege ihrer Gemeinde.

Ein Leben in einem schwierigen Umfeld

Epworth steht vor großen Herausforderungen: hohe Bevölkerungsdichte, provisorische Behausungen und fehlende grundlegende Infrastruktur. Zudem sind dort schwerwiegende soziale Probleme präsent, darunter die Verletzlichkeit vieler jugendlicher Mädchen – oft unter 16 Jahren –, die ihre Abende an Straßen wie der bekannten „Touch Line“ verbringen.

Mädchen als Ware – die brutale Realität

Hier werden minderjährige Mädchen von Männern aller sozialen Schichten ausgebeutet. Einige der Mädchen sind Waisen, andere werden von ihren eigenen Eltern geschickt, um Geld zu verdienen und damit deren Alkohol- oder Drogenabhängigkeit zu finanzieren. Das ist eine tragische Form elterlicher Vernachlässigung. Nomsa hingegen, selbst körperlich eingeschränkt und alleinerziehend, ist anders als diese nachlässigen Eltern.

Der tägliche Kampf ums Überleben

Nomsa’s Tage beginnen im Morgengrauen; sie steht bereits um fünf Uhr auf und macht alle ihre Kinder für die Schule fertig. Die Schulgebühren werden von einer lokalen Organisation übernommen – nur für Schuluniformen und Bücher muss sie selbst aufkommen. Ihren Lebensunterhalt verdient Nomsa durch den Verkauf kleiner Waren am Straßenrand – gerade genug, um ihre Kinder zu ernähren. Jedes ihrer vier Kinder hat einen anderen Vater – Männer, die ihre Verletzlichkeit nicht als Grund zur Unterstützung sahen, sondern als Gelegenheit zur Ausnutzung. Sie kamen, nahmen und gingen – und ließen Nomsa mit der ganzen Last von Elternschaft, Überleben und Schutz allein zurück.

Links: Nomsa mit einem ihrer Kinder – Rechts: Teilnehmerinnen bei SOVI.

Der tiefere Schmerz: Eine Tochter als Schuldzahlung

Doch der Schmerz geht tiefer als Verlassenheit. Eine ihrer Töchter, die unter Nomsas Fürsorge zur Schule ging, wurde gewaltsam von ihrem Vater weggebracht und in einem ländlichen Gebiet mit einem älteren Mann verheiratet – als Tilgung einer Schuld. Die vielversprechende Zukunft eines jungen Mädchens wurde ihr entrissen, was die brutalen Kreisläufe von geschlechtsspezifischer Gewalt und wirtschaftlicher Ausbeutung in dieser Gemeinschaft verdeutlicht.

Widerstand statt Resignation

Epworth ist ein Ort, an dem das tägliche Leben von Härte geprägt ist – wo Kinder verheiratet werden, bevor sie ihre Kindheit abgeschlossen haben, wo Drogenmissbrauch und Armut weit verbreitet sind und wo Frauen wie Nomsa Lasten tragen, die kein Mensch allein tragen sollte. Doch trotz dieser harten Realität gibt Nomsa nicht auf. Als ihre älteste Tochter gewaltsam von ihrem Ex-Mann verschleppt und zwangsverheiratet wurde, akzeptierte Nomsa dieses Schicksal nicht. Stattdessen wandte sie sich an uns, Speak Out Voice It (SOVI), bat um Unterstützung, ihre Tochter zu finden, zurück in die Schule zu bringen und sowohl den Ex-Mann als auch den Mann, der die Tochter heiratete, vor Gericht zu bringen.

Eine Mutter als Vorbild für Wandel

Nomsa zeigt einen unerschütterlichen Willen, ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie ist eine Mutter, die bereit ist, die Normen ihrer Gemeinschaft herauszufordern und eine hoffnungsvollere Zukunft für ihre Kinder zu gestalten.

Gemeinsam heilen – gemeinsam verändern

Ich, Nyasha, bin derzeit bei kanthari, um meine Fähigkeiten zu stärken und die Werkzeuge zu erlernen, die nötig sind, um SOVI zu einer kraftvollen Bewegung für echten Wandel auszubauen. Damit wir gemeinsam an der Seite von Nomsa und unzähligen anderen stehen können – und ihnen nicht nur Unterstützung, sondern Würde, Gerechtigkeit und echte Stärkung bieten, die nachhaltige Veränderungen bewirken.

Wenn wir uns selbst heilen, befähigen wir andere, aufzustehen. Wenn wir gemeinsam aufstehen, können wir eine bessere Zukunft gestalten.

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