Zeit, das Unmögliche möglich zu machen

Chacko Jacob
kanthari Catalyst

“Wenn du denkst, dass wir die Welt nicht verändern können, bedeutet das nur, dass du nicht zu denen gehörst, die es tun werden.” – Jacque Fresco

Es ist leicht, jemanden als überehrgeizig abzutun, wenn die Person mit absoluter Ernsthaftigkeit ein hochgestecktes Ziel anpreist. Für Sprüche wie “strebe nach den Sternen, und vielleicht erreichst du den Himmel”, gibt es eine beliebte Antwort: “Beiß nicht mehr ab, als du kauen kannst” oder: “Sei realistisch! es ist wichtig, klein anzufangen!” Warum haben wir so viel Angst davor, dass Andere ihre Träume nicht verwirklichen können?

All diese Aussagen haben bestimmt einen wahren Kern und werden aus einer Besorgnis heraus ausgesprochen. Aber nach drei Jahren als Katalysator bei kanthari habe ich erkannt, dass es nicht meine Aufgabe ist, zu entscheiden, was für einen wirklich entschlossenen Change Maker realistisch ist oder nicht.

Auf dem Hot Seat

Der ‚Hot Seat‘ oder heiße Stuhl, gehört zu den wichtigsten Übungen des kanthari-Lehrplans. Fast jede Woche muss jeder Teilnehmer auf die Bühne, sich auf einen farblich abgestimmten roten Stuhl setzen und über einen Aspekt seines Projekts sprechen. Sobald eine Schonfrist von drei Minuten vorbei ist, wird es heiß, denn jetzt müssen sich die Teilnehmer kritische Fragen eines Gremiums von anderen gut vorbereiteten Katalysatoren und Teilnehmern aussetzen. Es gibt bei den Zuschauern immer eine große Spannung und die Reaktionen der auf glühenden Kohlen sitzenden ist teilweise hoch emotional und dann auch wieder sehr lustig.

Das Unmögliche möglich machen

Geeta Dangol Maharjan aus Nepal, die Gründerin von Orange Butterflies, hatte bei einer solchen Gelegenheit von dem bereits dampfenden Stuhl aus verkündet, dass es ihr Ziel sei, die Beschäftigungsquote nepalesischer Frauen innerhalb weniger Jahre um zehn Prozent zu erhöhen. Derzeit liegt sie laut der Studie des Nepal Labour Force von 2017 bis 2018 bei 20 %.

Ich gehörte damals zu den “Feuermachern” und war begeistert von der Gelegenheit, ihre Aussage in Asche zu verwandeln. Denn eine zehnprozentige Erhöhung bedeutete die Beschäftigung von mehr als eine Millionen Frauen. Es war in meinen Augen vollkommen unmöglich! Jetzt allerdings, habe ich meine Meinung geändert.

Geeta ist in einer streng patriarchalischen Gesellschaft aufgewachsen. Sie war eine von sieben Geschwistern, alles Mädchen. Das war für den Vater eine Schmach.

Geeta heiratete nicht, sie wurde zu einer Art Sohn-Ersatz. Sie und viele der anderen Schwestern wurden erfolgreiche Geschäftsfrauen. Doch es dauerte Jahre, bis der Vater seine Meinung über Frauen änderte. Heute ist er, ein angesehener Architekt, der größte Unterstützer von Orange Butterflies.

Orange Butterflies

Im Letzten Blog über Geeta (Frau des Hauses) haben wir ihre Organisation ein wenig beleuchtet. Die Organisation “Orange Butterflies” hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Leben von Frauen in Nepal zu verändern, damit sie finanziell und sozial unabhängig werden können.

Geeta ist davon überzeugt, dass es wichtig ist, so viele Mittel wie möglich vor Ort zu beschaffen. Da sie bereits in der Vergangenheit mit der lokalen Regierung zusammengearbeitet hatte, hat sie auch jetzt keine Scheu, das wieder zu tun. Allerdings gibt es jetzt Wahlen und da verlangsamt sich jeder Prozess. Einige Regierungsbeamte versuchen auch zu verhindern, dass finanzielle Mittel an NGOs fließen. Trotzdem ist es Geeta gelungen, mehr oder weniger erfolgreich mit mehreren anderen lokalen Partnern in Kontakt zu treten.

Erste Schritte - Erste Erfolge

In dieser recht schwierigen Zeit hat Geeta alles in ihrer Macht Stehende getan, um ihre Vision zu verwirklichen. Es gab eine erfolgreiche Schulung von 15 Frauen in Kirtipur zum Thema Wurm-Kompostierung. Fünf der ausgebildeten Frauen wollen nun selbst Kompost herstellen und ein Business daraus machen. Die Frauen werden sowohl mit Geetas Organisation als auch mit einer lokalen Gärtnerei zusammenarbeiten. Ein Training außerhalb Kathmandus bildet Frauen in der Herstellung von Taschen aus. In einigen Wochen gibt es einen Kurs zum Thema Finanz-Kompetenz.

Das ist schon ganz beeindruckend, nicht wahr? Aber vielleicht gibt es immer noch einige, die sich fragen, wie das scheinbar unmögliche Ziel, dem ich einst skeptisch gegenüberstand, erreicht werden soll. Der genaue Moment, in dem ich meinen Unglauben verlor, war während eines Telefonats mit Geeta im Vorfeld zu diesem Blog. Sie sprach über eine Strategie, die funktionieren könnte.

Veränderung von Innen

In Nepal gibt es eine große Anzahl von Frauen Selbsthilfegruppen. Viele fokussieren sich auf spezifische Themen, wie zum Beispiel Haushalte von alleinstehenden Frauen, auf Frauen mit Behinderungen und andere Gruppierungen. Auf der anderen Seite gehört das Geben zu den Religionen und zur Kultur Nepals.

Orange Butterflies hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Vertreterinnen all dieser Gruppen zusammenzuarbeiten. Dadurch gibt es einen regen Informationsaustausch, der die jeweiligen Interessen und Bedürfnisse deutlich macht. In manchen Fällen mag es um Berufsbildende Maßnahmen gehen, in anderen lediglich um Training gewisser Fertigkeiten. Sobald die jeweiligen Gruppen sich ein Ziel gesetzt haben, erstellen sie ein Budget, sorgen für die Hälfte der finanziellen Mittel und Orange Butterflies sorgt für den Rest, den die Organisation durch Food Festivals, durch die Produktion von religiösen Erdlampen und durch die Herstellung anderen Produkten sammelt. Dieses Konzept hat viele positive Nebenwirkungen. Frauen haben ihr eigenes Wohl und ihre eigene Zukunft in der Hand, niemand bestimmt an Stelle von ihnen, was gut für sie ist. Darüber hinaus werden sie im Fundraising gefördert und auch das gibt ihnen das Vertrauen, selbstbestimmt durchs Leben zu gehen. Hier wird gelebt für das kanthari steht: Veränderung von innen heraus.

Mit Hingabe und Talent, Zeit gut nutzen

Der Name “Orange Butterflies” hat eine spezielle Bedeutung. Die Farbe Orange steht für Wärme, Energie, für Leidenschaft und Hoffnung. Der Schmetterling sorgt dafür, dass die Biodiversität in Takt bleibt.

In meinem Telefonat sprach ich mit Geeta über ihre Aussage im Hot Seat, und ich erzählte ihr von Niwas, einem kanthari aus ihrer eigenen Generation. Auch er hatte hochgegriffene Zielsetzungen, über die ich schmunzeln musste. Seine genderfreie Schule sollte in nur fünf Wochen nach Abschluss des kanthari Kurses eröffnet werden. Und auch er hatte sein Wort gehalten. Anfang Februar gingen 30 Kinder in seine Schule.

“Es geht um Hingabe und um das Talent, Zeit gut zu nutzen,” Sagt Geeta zuversichtlich, “dann kann das scheinbar unmögliche möglich gemacht werden.”

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