Abenteuer Camps für blinde Kinder und Jugendliche

Connecting Blind - Deutschland

Gesamtziel

Durch den Austausch untereinander werden blinde Kinder und Jugendliche proaktiver und selbstbewusster. Connecting Blind wird blinden Kindern und Jugendlichen durch Abenteuer-Camps helfen, blinde Erwachsene zu werden, die wissen, wie sie ihre Probleme lösen und für ihre Bedürfnisse eintreten können. Ihre Familien werden sich der Möglichkeiten ihrer blinden Kinder bewusst und werden ihnen mehr Unabhängigkeit ermöglichen.

Gründerin von Connecting Blind ist Anja Pfaffenzeller, 2011 kanthari Teilnehmerin. Anja ist selbst blind und für sie ist es sehr wichtig unabhängig zu leben. Sie möchte selbst entscheiden, was sie kann und was sie nicht kann. Anja konnte in Deutschland alle nötigen Fähigkeiten lernen und ein starkes Selbstvertrauen entwickeln. Sie dachte immer, dass es für blinde Menschen dort recht einfach sei, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Als Lehrerin stellte sie aber fest, dass es für blinde Kinder und Jugendliche trotz der Verfügbarkeit von Ressourcen und Unterstützung immer noch eine Herausforderung ist, ihren eigenen Weg zu gehen. Von 2012 bis 2017 lebte Anja in Brasilien, wo sie ein Rehabilitationsprogramm für blinde Menschen namens “Bats for Action” startete.

Connecting Blind verbindet blinde Menschen mit Gleichaltrigen, Mentoren und Ressourcen, um ihr persönliches Wachstum sowie ihre akademische und berufliche Entwicklung zu fördern. Durch gemeinsame Aktivitäten werden blinde Kinder und Jugendliche in Blindenfertigkeiten geschult, bekommen Anschluss an Gleichaltrige und lernen, selbstständig zu leben.

Die Zahl der blind geborenen Kinder in Deutschland ist, aufgrund des medizinischen Fortschritts, rückläufig. Man schätzt, dass in Deutschland jährlich 160 Kinder blind geboren werden (Quelle: Anderes Sehen). Viele von ihnen haben zusätzlich schwere Behinderungen. Daher ist es für ein Kind schwierig, blinde Gleichaltrige zu treffen und Zeit mit ihnen zu verbringen. In Deutschland entscheiden sich immer mehr Eltern dafür, ihre Kinder auf eine Regelschule zu schicken, wo sie von einem persönlichen Assistenten und einem Sonderpädagogen unterstützt werden. Normalerweise haben diese Schüler genug Unterstützung, um ihre akademischen Ziele zu erreichen. Aber oft sind die Entwicklung der blinden Fähigkeiten und die soziale Eingliederung eine Herausforderung. Blinde Kinder neigen dazu, sich ausgegrenzt zu fühlen. Schüler, die sich für den Besuch einer Sonderschule entscheiden, wohnen oft weit weg. Da Internate nicht mehr beliebt sind, haben sie meist lange tägliche Autofahrten. Folglich haben diese Schüler nur wenige Möglichkeiten, sich an Freizeitaktivitäten zu beteiligen. Dies verstärkt ihren Mangel an Erfahrungen, aktiver Bewegung und sozialer Interaktion. Die begrenzten Möglichkeiten für selbstorganisierte Aktivitäten können die Chance verringern, Entscheidungs- und Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln. Beide Fähigkeiten sind für ein erfolgreiches Erwachsenenleben sehr wichtig.

Durch Freizeitaktivitäten sollen blinde Kinder und Jugendliche Spass haben und gleichzeitig ihr Selbstvertrauen aufbauen und die Fähigkeiten blinder Menschen erlernen. Während der Projektlaufzeit finden 4 Erlebniscamps statt, die jeweils 3-4 Tage dauern. Die Teilnehmer werden in die Planung und den Tagesablauf des Camps einbezogen, damit sie Eigenverantwortung für die Aktivitäten entwickeln und ihre Organisations- und Entscheidungsfähigkeiten verbessern. Ein spezielles Treffen wird den Eltern die Möglichkeit geben, Erfahrungen auszutauschen und über ihre Sichtweise von Blindheit zu reflektieren. Als Ergebnis des Camps können lokale oder regionale Gruppen gebildet werden, in denen sich Teilnehmer, die in der gleichen Region leben, zusammenschliessen, um weitere Aktivitäten zu organisieren. Während der Alltag voller Regeln und Verpflichtungen ist, ist dies eine Chance, auszubrechen und neue, spannende Erfahrungen mit anderen Kindern zu machen. Jüngere Kinder freuen sich darauf, die Natur zu erkunden und zu spielen. Teenager haben Zeit, “Teenie-Themen” zu besprechen und neue Freizeitaktivitäten kennen zu lernen.

Das Ziel des Projekts ist es, blinden Schülern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu bieten und sie gleichzeitig mit Gleichaltrigen und erwachsenen Vorbildern in Kontakt zu bringen. Während der vier Camps haben die Teilnehmer Spass, nehmen an vorgeschlagenen Aktivitäten teil und fühlen sich wohler bei Bewegung und Outdoor-Aktivitäten. Gleichzeitig erwerben die Teilnehmer Fähigkeiten, die im schulischen Rahmen nur schwer zu erlernen sind, wie z. B.: Entscheidungs- und Problemlösungsfähigkeiten, Kommunikations- und Repräsentationsfähigkeiten, Mobilität und motorische Fähigkeiten. Wenn das Projekt langfristig erfolgreich ist, wird es mehr proaktive, selbstbewusste blinde Erwachsene geben, die gut vernetzt sind und wissen, wie sie ihre Probleme lösen und für ihre Bedürfnisse eintreten können.

Anja Pfaffenzeller

Gründerin von Connecting Blind und 2011 kanthari Teilnehmerin

Thema

Menschen mit Behinderung, Empowerment

Projektdauer

Juli 2021 bis Juni 2023

Region / Land

Deutschland

Zielgruppe

Blinde Kinder, 8 bis 12 Jahre und blinde Teenager, 12 bis 17 Jahre. Jede der Altersgruppen erwartet zwei Abenteuercamps mit einer Dauer von 3 bis 4 Tagen mit jeweils 5-7 Teilnehmern.