Kommune für Alt und Jung

Während Gleichaltrige in ihrer Kindheit in Kisumu, dem Westen Kenias, zu Rihanna oder berühmten Schauspielern als Helden aufblickten, blickte Eltrud zu ihrer Grossmutter auf. Sie zeigte ihr ein Leben mit Spass und Sinn brachte ihr bei, zu allen freundlich zu sein. Bereits als Kind zog sie zur Grossmutter, die sich um sie kümmerte. Aber bald veränderte sich die Rollenverteilung. Die Grossmutter starb zum Entsetzen der noch sehr jungen Eltrud einen äusserst würdelosen Tod. Niemand, weder die Nachbarn, noch die Ärzte wollten ihr helfen, denn sie wurde mit zunehmendem Alter dement. Demez wird in dieser Region stigmatisiert. Diese Erfahrungen veranlassten Eltrud, 

Die kenianische Kultur ist dafür bekannt, das Alter zu ehren und alte Menschen mit Respekt und Würde zu behandeln. Die sich verändernde Familienstruktur, die Abwanderung der Kinder in weit entfernte Städte und der tief verwurzelte Aberglaube führen jedoch zur Vernachlässigung und Isolierung älterer Menschen, insbesondere solcher, die deutliche Anzeichen von Demenz zeigen. Laut der Volkszählung 2019 leben in Kenia über 2,7 Millionen ältere Menschen, von denen 80% keinen Zugang zu einer formalen Einkommenssicherung haben und daher laut der von Help Age international überprüften Statistik 2017 von Armut bedroht sind. Darüber hinaus werden jedes Jahr mehr als 120 Todesfälle unter alten Menschen aufgrund von Hexereivorwürfen registriert, wie die Forschungsstudie der Polizeistatistik 2018 zeigt. Einer der Hauptfaktoren, die zur Misshandlung von älteren Menschen in Kenia beitragen, sind Hexereivorwürfe. Dies geschieht, wenn die alten Menschen einen deutlichen Rückgang ihrer geistigen oder körperlichen Fähigkeiten aufweisen. Ein weiterer Grund ist die zunehmende Verlagerung der Familienstruktur, bei der junge Menschen in städtische Gebiete abwandern und ihre Eltern in ländlichen Gebieten unbeaufsichtigt und unversorgt zurücklassen. Die HIV- und AIDS-Pandemie von 1999 hat viele junge Menschen getötet und viele Waisen in der Obhut ihrer Grosseltern zurückgelassen. Dies führte zu einer weiteren Verschärfung der Armut unter den alten Menschen, die um ihr Überleben kämpften. Trotz der Herausforderungen, mit denen ältere Menschen konfrontiert sind, haben die kenianische Regierung und andere Organisationen nur sehr wenig für die alten Menschen getan. Die alten Menschen werden zurückgelassen und als weniger wichtig angesehen, was zur Verletzung ihrer Rechte als Menschen führt.                                                                                                       

Projekt 1: Die RIEKO Mobile Cafeteria 

Direkte Begünstigte: 25 ältere Menschen im Alter von 60+. Es handelt sich um Menschen, die von weniger als 1 $ pro Tag isoliert und vernachlässigt in Kisumu leben. Sie brauchen soziale Kontakte und Grundbedürfnisse wie Nahrung und Kleidung. 
Indirekt Begünstigte: 60 Kinder ab 5 Jahren und 10 Jugendliche ab 18 Jahren, die bei älteren Menschen leben und mit weniger als 1 $ pro Tag bei ihren Grosseltern auskommen müssen. 

Projekt 2: Verringerung von Nachernteverluste 

25 ältere Menschen im Alter von 70+ Jahren, die mit weniger als 1 $ pro Tag auskommen müssen.

Projekt 1: Die RIEKO Mobile Cafeteria 

Um das Rieko Village für ihre Begünstigten noch ansprechender zu gestalten, ihnen die Möglichkeit auf ein eigenes Einkommen geben zu können und den Respekt und die Würde der älteren Menschen weiter zu fördern, implementiert Rieko eine mobile Cafeteria in Form einer Rikscha mit Anhänger. Diese wird genutzt, um Mahlzeiten und Getränke auszuliefern. Neben dem Verkauf von Mahlzeiten wird Rieko die Gelegenheit nutzen, um Informationen gegen Altersdiskriminierung und Hexereivorwürfe zu verbreiten. Vor dem Start des Betriebs wird Rieko 8 Senioren während 5 Tagen in einer Train the Trainer Schulung unterrichten. Das Training umfasst die Einführung und Orientierung, Sicherheitsverfahren, Hygienevorschriften, Lebensmittelzubereitung, Menüplanung und Bargeldabwicklung, Verkaufsge-spräche, Reinigungs- und Abschlussprozedere, Teamarbeit und Kommunikation abdecken. Die Schulung wird in Zusammenarbeit mit Gesundheitsbeamten und Regierungsvertreter aus der Region durchgeführt. Die 8 ausgebildeten Senior:innen werden dann weitere Senior:innen zusammen mit dem Team von Rieko trainieren. Die Rikscha wird im Umkreis von 40 km operieren, von Kathing Village bis Kisumu City. Zusätzlich zur Speisenausgabe wird die mobile Cafeteria dazu beitragen, die Fähigkeiten älterer Menschen zu zeigen und die Wertschätzung für sie zu erhöhen. Die Einnahmen durch den Verkauf werden für das Training von weiteren Begünstigten und in die laufenden Kosten von Rieko eingesetzt. Die beim Projekt mitarbeitenden Begünstigten erhalten einen kleinen Lohn. 

Projekt 2: Verringerung von Nachernteverluste 
Rieko wird durch die Implementierung von Technologien zur Nachernterhaltung und die Organisation von Schulungen für ältere Menschen und Jugendliche den Verlust von Gemüse nach der Ernte aus ihrem Gemeinschaftsgarten minimieren und die Wirtschaftlichkeit des Projektes steigern. Konkret sollen ein Solartrockner, ein Holzkohlekühler und eine elektrische Posho-Mühle installiert werden. Der Solartrockner dient dem Trocknen des Gemüses nach der Ernte und erhöht so seine Haltbarkeit auf über 1 Jahr. Die elektrische Posho-Mühle wird genutzt, um das getrocknete Gemüse zu zerkleinern und zu verpacken. Gemüse, das innerhalb von 3 Monaten geerntet und verkauft werden soll, wird im Holzkohlekühler aufbewahrt. Dazu werden 25 ältere Personen und 10 Jugendliche in 8 Gruppen unterteilt. Diese Gruppen wählen jeweils einen Leader, der dann eine umfassende 5-tägige Schulung zur Verwendung der Nacherntemaschinen absolviert. Nach Abschluss der Schulung werden diese 8 Personen als Ausbilder für die anderen Teilnehmer fungieren. Die Schulung der 8 Gruppen umfasst verschiedene Aspekte des Projekts, einschliesslich der Nutzung der Nacherntemaschinen, der Ernteauswahl und -konservierung sowie des Verkaufs und Marketings. Die Gruppen übernehmen verschiedene Verantwortlichkeiten wie Anbau, Sortierung, Trocknung, Mahlen, Verpacken, Verkauf, Marketing und Bildung. Die Teams arbeiten je nach Bedarf und Fähigkeiten zusammen und wechseln sich in ihren Aufgaben ab, um effiziente Abläufe sicherzustellen. Die Produkte aus dem getrockneten Gemüse werden in recyceltem Altpapier verpackt, hergestellt von einer NGO, mit der Rieko bereits zusammenarbeitet.

Projekt 1: Die RIEKO Mobile Cafeteria 

  • Verbesserte Lebensqualität älterer Menschen: Durch die Schaffung eines sozialen Umfelds, das Respekt, Würde und aktive Teilhabe fördert, fühlen sich ältere Menschen weniger isoliert und einsam. Die Aktivitäten, Interaktionen und die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse einzusetzen, führen zu einer gesteigerten Lebensfreude und Wohlbefinden.
  • Kulturelle Erhaltung: Das Projekt konzentriert sich auf traditionelle Delikatessen. Dies trägt dazu bei, kulturelles Erbe zu bewahren und weiterzugeben, insbesondere im Bereich der indigenen kulinarischen Kultur.
  • Bekämpfung von Altersdiskriminierung: Durch die Schaffung von Gelegenheiten zur Zusammenarbeit zwischen Generationen und zur positiven Sichtbarkeit älterer Menschen trägt das Projekt dazu bei, negative Stereotypen und Altersdiskriminierung in der Gemeinschaft zu bekämpfen.
  • Stärkung der Gemeinschaft: Die Integration von Kindern, jungen Menschen und älteren Menschen in gemeinsamen Aktivitäten und Projekten stärkt das Gemeinschaftsgefühl, fördert das Verständnis und den Respekt zwischen den Generationen und führt zu einer harmonischeren Gemeinschaft.
  • Wirtschaftliche Beteiligung: Die mobile Cafeteria dient nicht nur den Begünstigten als Einkommensquelle, sondern auch RIEKO, die dadurch weitere Trainings durchführen können.
  • Bildung und Schulung: Das Schulungsprogramm Train the Trainer trägt dazu bei, Führungskompetenzen und unternehmerische Fähigkeiten bei älteren Menschen zu entwickeln. Das führt zu einer nachhaltigen Verwaltung des Projekts und möglicherweise zur Entwicklung ähnlicher Initiativen.
  • Gesundheitsförderung: Durch den Zugang zu frischen, gesunden Lebensmitteln aus dem Gemeinschaftsgarten und die Förderung von körperlicher Aktivität trägt das Projekt zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens älterer Menschen sowie den Kindern, die bei Rieko zur Schule gehen, bei.
  • Bildung und Sensibilisierung: Die Cafeteria nutzt ihre Plattform, um Informationen über Altersdiskriminierung, Hexereivorwürfe und andere soziale Probleme zu verbreiten. Dies führt zu einer breiteren Sensibilisierung und einer nachhaltigen Veränderungen in der Gemeinschaft.
 
Projekt 2: Verringerung von Nachernteverluste 
 
  • Reduzierung von Lebensmittelverlusten: Die Installation von Nacherntetechnologien wie Solartrockner und Holzkohlekühler trägt dazu bei, den Verlust von Gemüse nach der Ernte zu minimieren. Dies steigert die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und trägt dazu bei, die Ernährungssicherheit in der Gemeinschaft zu fördern.
  • Steigerung der Wirtschaftlichkeit: Durch die längere Haltbarkeit des getrockneten Gemüses und bessere Ernteerhaltung könnten die landwirtschaftlichen Produkte länger verkauft werden. Das führt zu einer erhöhten Einkommensstabilität für die älteren Menschen und jungen Teilnehmer führen.
  • Fähigkeiten und Wissen: Die Schulungen über den Einsatz der Nacherntetechnologien vermittelt nicht nur den Teilnehmern praktische Fähigkeiten, sondern erweitert auch ihr Verständnis für moderne landwirtschaftliche Methoden. Dies ermöglicht ihnen, das Gelernte in ihrem eigenen Leben anzuwenden oder weiterzugeben.
  • Intergenerationale Zusammenarbeit: Die Zusammenarbeit zwischen älteren Menschen und jungen Teilnehmern bei der Implementierung der Nacherntetechnologien und bei der Arbeit auf den Bauernhöfen könnte das Verständnis und die Wertschätzung zwischen den Generationen stärken und zu einer stärkeren Gemeinschaftsbindung führen.
  • Nachhaltige Ressourcennutzung: Die Verwendung von recyceltem Altpapier für die Verpackung und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen wie Solarenergie fördert das Bewusstsein für nachhaltige Ressourcennutzung in der Gemeinschaft und trägt dazu bei, Umweltauswirkungen zu minimieren.
  • Gemeinschaftliches Engagement: Das Projekt fördert das Engagement der Gemeinschaft, indem es die Menschen dazu ermutigt, aktiv an landwirtschaftlichen Aktivitäten und nachhaltigen Praktiken teilzunehmen. Dies führt zu einem stärkeren Verbundenheitsgefühl in der Gemeinschaft.
  • Wissensaustausch und Bildung: Die Aktivitäten und Schulungen tragen dazu bei, Wissen und Erfahrungen zwischen den Teilnehmendenauszutauschen und Bildung zu fördern, sowohl in Bezug auf landwirtschaftliche Techniken als auch auf eine nachhaltige Lebensweise.
  • Einkommensdiversifizierung: Die Möglichkeit, getrocknetes Gemüse und andere Produkte zu verkaufen, diversifiziert und erhöht die Einkommensquellen der Teilnehmenden und von Rieko.

Blog Post

kanthari bei SRF mitenand

Bei SRF mitenand wurde ein kurzer Bericht über das kenianische kanthari-Projekt Rieko, das sich für den Generationenaustausch einsetzt und gegen Altersdiskriminierung kämpft, ausgestrahlt.

Rieko – Kommune der Vernunft

Mit Rieko will Eltrud in Kenia die Kluft zwischen den Generationen verringern, damit ältere Menschen in Würde leben können.