Barrieren überwinden

Anubha Singhal
2023 kanthari Teilnehmerin aus Indien

“Harte Zeiten sind nicht von Dauer, harte Menschen schon.” – Robert H. Schuller

Unzugänglichkeit verursacht vielschichtige Probleme, die jeden Aspekt des Lebens von Menschen mit Behinderungen betreffen können. Oft ist eine Person durch sie weit mehr gelähmt als durch ihre Behinderung. Von der psychischen Gesundheit über das soziale Leben bis hin zur Lebensqualität und zu den Lebenshaltungskosten gibt es keinen einzigen Aspekt des Lebens, der von der Unzugänglichkeit der Infrastruktur unberührt bleibt.

Anubha Singhal aus Neu-Delhi leidet unter Muskeldystrophie. Sie kennt die Herausforderungen dieser Unzulänglichkeiten. Als Architektin setzt sie sich leidenschaftlich für dieses Problem ein. In ihrem Blogbeitrag beschreibt sie die ermutigende Geschichte von Kavya, die an Idiopathic Intracranial Hypertension (IIH), einer Funktionsstörung im Gehirn leidet und immer selbst Teil der Lösung sein will.

Lernen Sie Kavya Poornima Balajepalli kennen, eine 27-jährige junge Frau mit einem strahlenden Lächeln, einer Leidenschaft für die Kunst und einer Liebe für die kleinen Freuden des Lebens, wie das Betrachten von Sternen, das Beobachten von Skylines, das Riechen von Petrichor, oder das Autofahren. Sie wurde in Bharatanatyam ausgebildet und ist eine Kunstliebhaberin, die sich mit Skizzieren, Malen, taktiler Kunst, Kunsthandwerk, Singen und Kalimba-Spielen beschäftigt. Doch ihr Weg war durch unsichtbare Kämpfe und gesellschaftliche Barrieren aufgrund ihrer komplizierten Behinderung getrübt. Sie lebt in Vizag, der Stadt des Schicksals, stammt aber ursprünglich aus Srikakulam in Andhra Pradesh.

Kavyas Leben nahm im letzten Jahr ihres Architekturstudiums eine unerwartete Wendung, als bei ihr eine idiopathische intrakranielle Hypertonie (IIH), eine seltene, unsichtbare neurologische Erkrankung diagnostiziert wurde. Es folgten mehrere größere Operationen, darunter Shunts für die Wirbelsäule und das Gehirn. Ihre Zukunftsträume schienen zu verschwinden. Durch ihren Hirnshunt ist sie in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt, was selbst bei einem kleinen Ruck ein Risiko darstellt und eine weitere Operation nach sich ziehen kann. Ihr Zustand führte zu Blindheit und Mobilitätseinschränkungen, so dass sie außerhalb ihres Hauses auf eine Pflegekraft angewiesen ist und ihren Stock nur benutzt, um auf ihre Behinderung aufmerksam zu machen. Dennoch fand sie Kraft in der Akzeptanz und nach einer Zeit einsamen Nachdenkens schloss sie ihre Ausbildung in Architektur ab. Die Wiederaufnahme ihres Architekturstudiums war für sie schwierig, da das Internet nicht zugänglich war und sie keine Anleitung für ein Rehabilitationstraining erhielt, um sich in ihrer neuen Lebensphase zurechtzufinden.

Kavya Poornima Balajepalli

Aber in dieser Phase fand Kavya Zeit, über die Dimensionen der Unzugänglichkeit in ihrem Umfeld nachzudenken, die die Lebenshaltungskosten in den Bereichen öffentliche Infrastruktur, Verkehr, Bildung, Gesundheitswesen, digitale Möglichkeiten usw in die Höhe trieben. Als Nutzerin erlebte sie aus erster Hand die Herausforderungen, mit denen nicht nur Menschen mit Behinderungen konfrontiert sind. Ihre Beobachtungen überzeugten sie, als Architektin zu arbeiten und sich für universelle Zugänglichkeit einzusetzen.

Trotz einer Zeit der Ungewissheit und einer nicht enden wollenden Tortur bewies Kavya Durchhaltevermögen und wurde zu einer Verfechterin der Inklusion. Als NCPEDP-Javed Abidi Fellow on Disability arbeitet sie daran, Lücken im Architekturlehrplan zu schließen, um inklusive Räume zu schaffen. Ihre Vision wird: “Design to empower everyone to experience everything”.

Sie führte Studien durch über die Zugänglichkeit von Stränden, die mit der Blauen Flagge ausgezeichnet sind. Ihre Entschlossenheit erregte die Aufmerksamkeit der Bezirksverwaltung von Visakhapatnam, die sie in den Bezirksausschuss für Behinderte aufnahm. Sie leitet zudem ihre Online-Initiative Poornamidam, ein Projekt, das sich mit Fragen der Behinderung, der universellen Zugänglichkeit, der Gleichstellung der Geschlechter und der inklusiven Architektur befasst. Mit ihrer Arbeit schärft sie durch datengestützte und evidenzbasierte Forschung das Bewusstsein und sie setzt sich für Inklusion ein. Außerdem leitet sie eine IIH­ Online-Selbsthilfegruppe: „IIH Warriors India“.

Für Kavya ist ihre Erkrankung ein wahrer Segen, der ihr eine einzigartige Perspektive und die Kraft gibt, weiterzumachen.

Sie träumt von einem zielgerichteten Leben und ermutigt andere, Chancen mit einer offenen und positiven Einstellung zu ergreifen. Ihre Geschichte ist eine Lehre darüber, niemals aufzugeben und alles anzunehmen, was das Leben zu bieten hat.

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