Inklusive Bildung im Norden Ugandas

Wegen Geldmangels konnte Samuel die Grundschule nicht abschliessen. Als der Bürgerkrieg ausbrach, wurde er von Rebellen der Lord Resistance Army entführt, konnte glücklicherweise aber entkommen. Sein erstgeborenes Kind erkrankte im Alter von 2 Monaten, wurde taub und Samuel und seine Familie von der Gemeinschaft verspottet und ausgelacht. Durch das kanthari Training kam Samuel auf die Idee, mit Thumbs Up ein Ort zu schaffen, wo Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernen und sich frei entwickeln können. Gleichzeitig wird die Einstellung der Eltern gegenüber Kindern mit Behinderungen geändert. Mit seiner Thumbs Up Academy, bietet Samuel Kindern im Norden Ugandas den Zugang zu einer guten Bildung. Derzeit besuchen knapp 150 Kinder die Schule. Die Bildungsaktivitäten der Thumbs Up Academy sind so konzipiert, dass sie sowohl Kinder mit als auch ohne Behinderungen unterstützen. Kinder mit schweren Behinderungen werden zusätzlich von Therapeuten betreut, die Hand in Hand mit den Betreuern im Rehabilitationsprozess arbeiten.

Uganda ist eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt, wobei fast ein Drittel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt. Die Probleme in Uganda werden zusätzlich durch Krankheiten verschärft, die zu verschiedenen Behinderungen führen. Mit einer der jüngsten Bevölkerungen der Welt, in der fast 50 % der Bevölkerung 14 Jahre oder jünger sind, ist die Bildung für die künftigen Entwicklungsaussichten des Landes entscheidend. In Gulu City, wo sich die Schule befindet, haben viele Kinder mit Behinderungen nicht die Möglichkeit, an Entwicklungsaktivitäten in ihrer Gemeinde teilzunehmen oder eine Schule zu besuchen und werden als Belastung und Ressourcenveschwendung angesehen. Dies hat zur Folge, dass Kinder mit Behinderungen vor grossen sozialen Herausforderungen stehen und die Möglichkeit einer qualitativ hochwertigen Bildung stark eingeschränkt ist. Sonderschulen und Ausbildungszentren sind rar, es fehlt an den notwendigen Hilfsmitteln und die Ausbildungskonzepte sind oft nicht auf die unterschiedlichen Lerntypen ausgerichtet. In der Bardege-Layibi-Division, in der sich die Schule befindet, wird eine Behinderung oft mit Hexerei, Promiskuität während der Schwangerschaft sowie mit der Bestrafung durch die Geister der Vorfahren in Verbindung gebracht. Kinder mit Behinderungen werden sogar von ihren eigenen Familien vernachlässigt und abgelehnt.

100-200 Kinder mit und ohne Behinderungen unter 18 Jahren, die die Schule besuchen sowie die Eltern der Kinder.

In enger Zusammenarbeit mit Lehrkräften, Experten und Fachleuten für inklusive Bildung hat Thumbs UP einen flexiblen und individuellen Lehrplan entwickelt, damit alle Kinder – mit und ohne Behinderung – den gleichen Zugang zu Bildung erhalten. Das Lehrpersonal wird regelmässig geschult, um darauf vorbereitet zu sein, den inklusiven Lehrplan umzusetzen und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingehen zu können. Zudem wird eine Kultur der Zusammenarbeit zwischen Lehrnenden, Lehrkräften, Eltern und der Gemeinschaft gefördert, indem sich die Schule aktiv in der Gemeinschaft engagiert, um Bewusstsein für Inklusion zu schaffen und die Teilhabe von Kindern mit Behinderungen zu fördern. 

Durch die Arbeit von Thumbs Up erhalten Kinder mit Behinderungen Zugang zu Bildung, den sie sonst nicht hätten. Sie haben die Möglichkeit, in einer unterstützenden Umgebung zu lernen und sich gemeinsam mit nicht behinderten Kindern zu entwickeln. Dies fördert die Inklusion und Chancengleichheit. Kinder mit und ohne Behinderung haben die Möglichkeit, gemeinsam zu lernen und zu interagieren. Durch den regelmässigen Kontakt werden Vorurteile und Stigmatisierung abgebaut. Es entstehen Freundschaften und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, was zu einer stärkeren sozialen Integration führt. Kinder ohne Behinderung verstehen die Herausforderungen und Bedürfnisse ihrer Mitschüler:innen besser. Durch den gemeinsamen Unterricht lernen sie Empathie, Respekt und Toleranz. Das führt zu einer Kultur des Verständnisses und der Solidarität innerhalb der Schule und darüber hinaus. Die inklusive Schule führt zu einer besseren Qualität der Bildung für alle Schülerinnen und Schüler, durch die Vielfalt der Lernenden werden verschiedene Fähigkeiten und Talente gefördert. Thumbs Up trägt dazu bei, Bewusstsein und Sensibilität für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen in der gesamten Gemeinschaft zu schaffen. Eltern, Lehrende und andere Gemeindemitglieder erkennen die positiven Beiträge und das Potenzial von Kindern mit Behinderungen. Thumbs Up trägt somit zu einer inklusiveren Gesellschaft bei, in der alle Kinder gleiche Bildungschancen erhalten und ihr volles Potenzial entfalten können. 

  • Gründer:in

    Samuel Odwar

  • kanthari von

    2014 Lehrgang

  • Projektdauer

    Mai 2023 - Mai 2024

  • Land

    Uganda

  • Region

    Gulu

Blog Post

Eine SEHR besondere Schule

Chacko und Riya berichten von ihrem bewegenden Besuch bei der Thumbs Up Academy in Uganda, einer Schule für Kinder mit und ohne Behinderungen.

Umgekehrte Inklusion in Uganda

Die kanthari Alumni Faruk und Samuel aus Uganda kommen jedes Wochenende zusammen, um sportliche Aktivitäten für Kinder mit und ohne Behinderungen zu organisieren.