Einführung: Ifeoluwаs Kampf mit Albinismus
Geboren mit Albinismus, erfuhr Ifeoluwa Ablehnung und Isolation. Die bedingungslose Liebe ihrer Mutter schützte sie vor gesellschaftlichen Übergriffen. Erst nach dem Tod ihrer Mutter wurde ihr deutlich, welchen Gefahren sie ausgesetzt war. Erst im Austausch mit Eltern von Kindern mit Albinismus erkannte sie, dass sie diese Herausforderungen mit anderen stemmen konnte. Das gab ihr die Idee, die Initiative Iretiola(Ìrètíọla: Hoffnung für morgen) zu initiieren. Ìrètíọla bedeutet in ihrer Muttersprache “Hoffnung für Morgen”. Es handelt sich dabei um eine Gemeinschaft, in der Kinder mit Albinismus ihre neue Identität finden können und sie sollen lernen, als erwachsene Person für sich selbst zu sorgen und ein unabhängiges Leben zu führen.
Raus aus der Isolation
“Ich möchte mit anderen Kindern spielen!”
“Nein, das ist nicht richtig!”
“Ich möchte Krankenschwester werden!”
“Nein, das kannst Du nicht!”
Das sind Antworten, die ich seit meiner Kindheit mir wieder und wieder anhören musste. Aber die wirkliche Antwort, dass ich nicht gesellschaftsfähig sei, da ich anders aussähe, kam nie. Ich habe wegen meines Aussehens oft tagelang in einem Raum verbracht, ohne nach draußen zu gehen. Mit Albinismus in Südwest-Nigeria geboren zu werden, machte mich zur Außenseiterin. “Als ich Dich im Krankenhaus geboren hatte, dachte ich, die Krankenschwestern hätten mein echtes Kind gegen Dich ausgetauscht! Ich konnte mir nicht vorstellen, ein Kind wie Dich zu haben! Ich hatte Angst, Dich zu berühren und Dich zu stillen”, sagte meine Mutter.Aber trotz ihres Mangels an Wissen über Albinismus akzeptierte sie mich als ihr geliebtes Baby, auch als jeder andere seine eigene Meinung zu mir zum Besten gab.
Herausforderungen und Unterstützung
Späte Schulbildung
Als ich schließlich zur Schule ging, hatte ich eine Lehrerin, die offen ausdrückte, wie gruselig sie mich fand. Mitschüler nannten mich verschiedene Namen, wie Afin Boro (weißes Gespenst), sie versteckten meine Sachen und forderten mich auf, vor allen danach zu suchen. Sie zwangen mich sogar zu tanzen, während sie beleidigende Lieder über mich sangen. Ich war sehr traurig. Meine Mutter war in dieser Zeit meine Trostquelle. Sie nahm mich in den Arm, half mir bei den Hausaufgaben, erzählte mir Bibelgeschichten und sorgte dafür, dass ich lernte, einen Haushalt zu führen. Mein Leben war nur sie und ich und dann starb sie!
Ich zog zu meiner Schwester, aber die Situation verschlimmerte sich. Unter dem Vorwand, mich zu schützen und unnötige Fragen von Leuten zu vermeiden, durfte ich das Haus nicht verlassen und musste alles sauber halten.
Ifeoluwаs Stärke
Trotz alledem hatte ich niemals einen Hass auf meine Identität entwickelt. Ich mochte mich, wie ich war und wie ich aussah. Manchmal versuchte ich, mit meinen Geschwistern über meine Zukunft zu sprechen. Ich war an Modedesign interessiert, ich wollte Schauspielerin werden und dann hatte ich diese Idee, Krankenschwester zu werden. Aber alles, was ich von ihnen hörte, war: “Ist das angemessen für jemanden wie Dich?” Oder “Gehörst Du dorthin?” Und wenn ich weiter nachfragte, bezeichneten sie mich als stur und undankbar. Ich verlor das Interesse, mit meinen Geschwistern zu sprechen.
Im Jahr 2020 erlangte ich meine Freiheit, als die Familie meiner Schwester in die USA auswanderte und ich alleine das Haus hüten sollte. Ich lebte auf und begann, als Freiwillige Menschen mit Behinderungen zu unterstützen.
Ich nahm an Schulungen teil und engagierte mich mehr und mehr in Organisationen für Behinderte. Eines Tages traf ich jemanden, der mich zur Albino Stiftung brachte. Da begegnete ich zum ersten Mal Eltern von Kindern mit Albinismus und andere Menschen, die so aussahen wie ich.
Aufklärung und Empowerment: Die Zukunft von Ìrètíọla
Damals wurde mir bewusst, dass viele Kinder mit Albinismus unter ähnlichen Zuständen wie ich großgeworden sind. Manche wurden vollkommen vernachlässigt oder wie ich überbehütet. Viele litten unter Mobbing und andere erfuhren Gewalt. Da die meisten Eltern nicht wirklich aufgeklärt sind, haben sie den Irrglauben über Albinismus verinnerlicht. Und auch Lehrer tun nichts dagegen, dass betroffene Kinder in der Schule diskriminiert werden.
Als Kind stellte ich mir oft eine Welt vor, in der alle Kinder sich für Menschen mit Albinismus stark machten und sie gegen Ausgrenzung und Beleidigungen verteidigten. Und genau daran arbeite ich heute durch meine Initiative Ìretiola. (Ìrètíọla: Hoffnung für morgen).
Ich plane die Organisation einer Gruppe, die in Krankenhäuser, besonders in Mutter-Kinds-Stationen über Albinismus aufklärt. Und ich möchte Kinder in Schulen für unser Thema mittels Comics und spannende Geschichten, in denen Kinder mit Albinismus die Helden sind, für das Thema begeistern. Die Welt von Morgen wird eine andere sein. Wie sie aussehen wird, haben wir selbst in der Hand.