Tag 13 – Turn trash to treasure

Sabriye Tenberken
Co-Gründerin von kanthari

Eigentlich wollte ich mit Tosin am 12. Tag über das Thema häusliche Gewalt sprechen. Aber stattdessen bekam ich Informationen zu einem neuen sehr wichtigen Thema: auf der Jagd nach Nahrung.

Aber zunächst einmal zu Tosin, einer hochinteressanten Frau, Gründerin der Organisation “Turn Trash To Treasure”. Sie ist mittlerweile in Nigeria bekannt als eine Persönlichkeit, die viel für Frauen und Mädchen tut. Tosin absolvierte den kanthari Kurs im Jahr 2013 und seitdem arbeitet sie aufgrund von sehr persönlichen Erfahrungen mit Frauen und Mädchen, die von Häuslicher Gewalt betroffen sind.

Tosin hatte mir vor sieben Jahren kräftig die Augen geöffnet, als sie mir klarmachte, dass gute Bildung und finanzielle Unabhängigkeit allein nicht ausreichen, um Frauen vor häuslicher Gewalt zu schützen. Sie weiß wovon sie spricht. Als Kind hatte sie von ihrer Mutter den Rat bekommen: “Sorg dafür dass du gut ausgebildet und finanziell selbstständig bist, dann wirst Du von deinem Ehemann nicht verdroschen!”

Tosin studierte also fleißig, fand einen lukrativen Job, heiratete als finanziell unabhängige Frau und… irgendwann wachte sie im Krankenhaus auf. Sie war von ihrem Mann so verprügelt worden, dass der Arzt um ihr Leben kämpfen musste. Sie überlebte, zunächst als gebrochene Frau. Ich erinnere mich genau, wie sie mir von einem Spaziergang durch einen Slum in Lagos erzählte: “überall Abfall! Metall, Holz, Stoffe, hin gekippt und weggetreten. Alles Müll.”

Sie beschrieb, wie sie stehen blieb, um ein Stück Styropor aus dem Weg zu treten, es dann aber aufhob und plötzlich wurde ihr etwas bewusst. Sie fühlte sich seltsam “verbunden” mit dem Stück Styropor, ein Stück Abfall, achtlos hingeworfen und weggetreten. Und dann machte sie etwas aus diesem Müll. Aus alten Stofffetzen nähte sie Große Taschen und füllte die mit Styroporkügelchen. So entstanden warmhalte Taschen. Eine davon schenkte sie uns. Für uns wurde sie zum Kühlbeutel, mit dem wir hier in den Tropen gelegentlich Eiscreme transportieren.
Gemeinsam mit anderen Betroffenen wandelt sie nun Müll in ansprechende Kunst- und Gebrauchsgegenstände. “Wir müssen mühsam erfahren wie es ist, wertvoll zu sein.” Sagte Sie. Und sie hat dabei großen Erfolg.


Als ich bei ihr anfragen wollte, ob sie mir zum Thema häusliche Gewalt in Zeiten der Corona einige Informationen schicken könnte, da bekam ich den folgenden Text zu einem etwas anderen, aber nicht weniger wichtigen Thema:

“Für die Krisen Zeit bin ich nach Ibasa gegangen, wo wir ein Transformationszentrum mit 3 Häusern haben. Es war ganz schön hektisch in der letzten Zeit. Wir haben Essen für Frauen und Kinder gekocht. Jetzt ist das nicht mehr sicher. Bis gestern haben wir Brot gebacken. Jeden Tag, eine Woche lang. Gutes Brot, mit Ei und Fisch gefüllt. Und dazu rohe Nahrung für Frauen, die nichts anderes essen konnten. Das größte Problem in meiner Region ist Hunger.

Ich arbeite Tag und Nacht, bin so müde. Tagsüber verteilen wir das Brot und nachts wird gebacken. Erst haben wir 500 Brote am Tag verteilen können, jetzt wurde das reduziert zu 300 Stück. Wir haben den Behörden versichert, dass sich alle an das “social Distancing” halten. Aber dann kamen auf einmal hunderte von Frauen, Die hatten davon gehört, dass wir kostenloses Brot verteilen und sie haben das Tor eingedrückt. Ich habe uns dann eingeschlossen. Die haben aber einfach weiter gedrückt. Ich hatte richtig Angst. Mach Dir um mich aber keine Sorgen. Ich hungere noch nicht.”

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