Schließen Sie für einen Moment die Augen. Stellen Sie sich vor, wie Sie blind Bienen züchten, halten und Gemüse anbauen. Sie denken das ist nicht möglich? Wir von HIVE Uganda zeigen, dass es funktioniert.
Den Boden umgraben, sich schmutzig machen, Ackerbau betreiben und Bienen halten – all das geht mit der Hilfe von Tastsinn, Geschmack und Geruch. Imker brauchen Blumen, die den Bienen Nektar liefern. So können sie Honig ernten. Blumen wiederum brauchen Bestäuber. Und das können Bienen am besten. Die Landwirtschaft ist auf Bienen angewiesen, es ist also eine hervorragende Kombination.
HIVE Uganda
HIVE Uganda bildet im ländlichen Norduganda blinde Menschen in der Bienenzucht aus. Sie lernen die Grundlagen der Bienenzucht und Honigernte. Außerdem lernen sie, die Bienenprodukte zu vermarkten. Nach der Schulung erhalten sie von uns eine Starthilfe. Damit können sie ihre eigene Bienenfarm gründen. Durch den Verkauf von Bienenprodukten bekommen die blinden Imker die Möglichkeit, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Dadurch erhalten sie die Chance auf ein finanziell unabhängiges Leben.
Die Vision von uns ist, dass blinde und sehbehinderte Menschen in ländlichen Gemeinden Ostafrikas zu erfolgreichen Unternehmern werden. Die Ausbildung wird als Mittel zur Umsetzung unserer Vision eingesetzt.
Owiyo – Erfolgreich als blinder Landwirt und Imker
Heute möchte ich Ihnen die Geschichte von Okello Patrick Owiyo erzählen. Im Bezirk Nwoya kennt ihn jeder als Owiyo, den blinden Imker.
Vor sechs Jahren wurde er von HIVE Uganda ausgebildet. Unterdessen bewirtschaftet er zehn traditionelle ugandische Bienenstöcke. Er besuchte weitere Schulungen und kann, dank der gewonnenen Erfahrung, seine Bienenfarm nachhaltig führen. Er verfügt über gute Mobilitäts- und Orientierungsfähigkeiten. Dadurch hat er den Mut, sich auch ohne den weißen Stock fortzubewegen. Auf dem schmalen Fussweg zu seinem Feld schnippt er mit den Fingern und lässt sich von Geräuschen leiten.
Eines Tages stellte Owiyo auf dem Weg zu seiner Bienenfarm fest, dass es rundherum viel fruchtbares Land gibt. Aber das Land wurde von seiner Familie nicht genutzt. Sobald ein Bienenstock aufgestellt ist und die Bienen fleißig an der Arbeit sind, haben die Imker etwas Zeit. Er beschloss einen Teil des Landes für Ackerbau zu nutzen. Jedes Jahr baut er Mais, Bohnen, Erbsen und Erdnüsse auf einer Gesamtfläche von 3 bis 4 Hektar Land an. Momentan erntet Owiyo seine Erdnüsse. Ein wichtiger Teil unserer Schulung besteht darin, die Blätter der verschiedenen Pflanzen ertasten zu können. So sind blinde Landwirte in der Lage Pflanzen, die geerntet werden können von Unkraut, das entfernt werden muss, zu unterscheiden. Etwa 75-80% der Bevölkerung ist in Uganda hauptsächlich in der Landwirtschaft beschäftigt.
Wie in vielen anderen Ländern, werden behinderte und blinde Menschen in Uganda als Belastung für die Gesellschaft angesehen. Sie werden stigmatisiert und diskriminiert. Durch die Kombination von Bienenzucht und Ackerbau konnte Owiyo sein Einkommen von weniger als 200 Dollar pro Jahr auf über 1‘200 Dollar pro Jahr steigern. Er kann seine Familie ausreichend ernähren. Auch andere Grundbedürfnisse wie Kleidung, medizinische Versorgung und Unterkunft kann er heute befriedigen.
Im Laufe der Jahre ist Owiyos Selbstvertrauen deutlich gewachsen. Der größte Erfolg liegt aber in der veränderten Einstellung der Gesellschaft, die Owiyo und anderen blinden Unternehmern nun Respekt entgegenbringt.
Es gibt viele blinde Menschen in Uganda. Viele von ihnen, haben nicht die gleiche Chance auf ein selbständiges Leben erhalten wie Owiyo. Deshalb setzt Uganda seine Mission fort!
Weitere Informationen zu Ojoks Projekt finden Sie unter http://www.hiveuganda.org/