“Frische Luft und blauer Himmel, begleitet von zwitschernden Vögeln, schattenspendenden Bäumen und dichten Wäldern” – das war die Aussicht im Dorf meiner Großmutter, das 40 km von Merauke entfernt liegt. Die Schulferien in diesem Dorf zu verbringen, fühlt sich an wie ein Leben im Himmel. Ja, das ist die Erfahrung meiner Kindheit, die mehr oder weniger 30 Jahre zurückliegt.
Heutzutage hat sich jedoch alles völlig verändert
Im Dezember letzten Jahres besuchte ich das Dorf und stellte fest, dass die Schönheit, die ich früher empfand, heute fast verschwunden ist. Heute hört man mitten im Wald das Heulen von Kettensägen und Menschen, die Bäume fällen. Die Vögel, die wir früher im Dorf antrafen, wissen nicht mehr, wohin sie fliegen sollen.
Der einst dichte Wald, der das Dorf umgab, wurde in Ackerland für den Reisanbau umgewandelt. Die Sago-Bäume, die früher die Ufer des Flusses säumten, sind nicht mehr da.
Diese Sago-Bäume sind dem Mahuze-Stamm heilig und bildeten eines der Grundnahrungsmittel der indigenen Malind-Gemeinschaft. Heute gibt es die meisten dieser Bäume nicht mehr. Früher konnten wir am Rande des Dorfes noch Rehe und Wildschweine finden. Heute sind sie alle verschwunden.
Zum Reisanbau gezwungen
Als jemand, der in der Stadt Merauke geboren wurde und malindisch-papuanisches Blut in sich trägt, bedaure ich die Umweltschäden, die in meinem Geburtsort geschehen. Als Merauke zum Zentrum der nationalen Reiskornkammer ernannt wurde, wurden Wälder in Reisfelder umgewandelt. Davon war natürlich auch die indigene Gemeinschaft der Malind betroffen. Selbst im Dorf meiner Großmutter wurden die Eingeborenen zum Reisanbau “gezwungen”.
Bevor ich zu kanthari kam, dachte ich auch, dass der Reisanbau der beste Weg sei, um den indigenen Malind ein Leben in Wohlstand zu ermöglichen. Sie würden so viel Geld verdienen, dass sie ihre Kinder zur Schule schicken könnten. Ich glaubte, dass die Malind-Ureinwohner durch die Ausbildung in modernen landwirtschaftlichen Geräten sehr stolz sein würden, da sie sich als “moderne Bauern” bezeichnen könnten.
Wendepunkt
Doch die Gespräche mit Freunden aus Afrika und Lateinamerika hier bei kanthari öffneten mir die Augen und erweiterten meinen Horizont. Mein Wendepunkt in der ökologischen Landwirtschaft war, als ich herausgefordert wurde, mich mit dem traditionellen Leben der indigenen Völker zu beschäftigen. Sie hatten traditionelle Anbaumethoden, die mit dem Konzept des Naturschutzes in Einklang standen.
Ich begann zu reflektieren und fragte mich: Warum sollte ich ihrer traditionellen Lebensweise das Konzept der modernen Landwirtschaft aufzwingen? Würde dieser Ansatz sie nicht von ihren Wurzeln entwurzeln?
Traditionelle Landwirtschaft
Ich glaube, dass der beste Weg für die indigenen Papuas darin besteht, ihre Natur und Kultur wiederzubeleben und zu bewahren. Sie könnten zu den einheimischen Heilpflanzen zurückfinden und der jüngeren Generation der Papuas beibringen, auf traditionelle Weise Landwirtschaft zu betreiben. Eine Landwirtschaft, die kombiniert mit bewährten anderen biologischen Methoden mehr auf den Umweltschutz ausgerichtet ist.
Wäre es angesichts des Verlustes der Wälder nicht großartig, eine natürliche Umgebung wiederherzustellen, sich auf Nicht-Holz-Produkte zu konzentrieren und sich um die Tierwelt zu kümmern?
Ich bin von dem Konzept einer bewusst gestalteten Landschaft überzeugt. Eine Landschaft, die die in der Natur vorkommenden Muster und Wechselwirkungen nachahmt und gleichzeitig Lebensmittel, Fasern und Energie für den Bedarf der örtlichen Gemeinschaft produziert.
Andre’s Organisation Yayasan Dahetok Milah möchte den indigenen Völker in Papua Indonesien eine Chance auf ein selbstbestimmtes und finanziell unabhängiges Leben im Einklang mit der Natur ermöglichen.